VENLO (dpa-AFX) - Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke
Im ersten Halbjahr stiegen die Erlöse Shop Apotheke zufolge nach vorläufigen Berechnungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar um 14,9 Prozent auf 534 Millionen Euro; allerdings erzielte das Unternehmen im zweiten Quartal lediglich ein Umsatzplus von 7,3 Prozent auf 250 Millionen Euro. Dabei wuchs der Umsatz mit rezeptfreien Produkten im prozentual zweistelligen Bereich, allerdings musste Shop Apotheke einen Erlösrückgang mit verschreibungspflichtigen Mitteln hinnehmen.
Für das Gesamtjahr hält der Vorstand die Prognose vorerst aufrecht. Das Management weist aber auch bereits jetzt darauf hin, dass die Entwicklung der nächsten Wochen entscheidend für eine mögliche Anpassung der Prognose sein werde. Bislang geht das Unternehmen für das laufende Geschäftsjahr von einem Umsatzwachstum in Höhe von rund 20 Prozent und einer operativen Marge (Ebitda) von 2,3 bis 2,8 Prozent aus.
Auch wenn Shop Apotheke die zurückgehenden Umsätze als temporären Effekt bezeichnete und eine anhaltend hohe Kundennachfrage in allen Ländern betonte, konnte das die Anleger am Dienstag nicht besänftigen. Der Aktienkurs brach in der Spitze um fast zwölf Prozent auf 139,50 Euro ein. Weniger hatten die Papiere zuletzt Ende 2020 gekostet. In den vergangenen Wochen hatte zwar auch immer wieder die stotternde Einführung des elektronischen Rezeptes (E-Rezeptes) in Deutschland auf dem Kurs gelastet, die Aktie hatte sich aber immer wieder auf rund 150 Euro stabilisieren können.
Während die Zahl aktiver Kunden im zweiten Quartal um weitere 300 000 auf deutlich über sieben Millionen anstieg, konnte Shop Apotheke mit seiner Logistik offenbar nicht Schritt halten. Konzernchef Stefan Feltens machte laut Mitteilung für das verlangsamte Umsatztempo zum einen Probleme bei der Personalsuche verantwortlich. Für Schwierigkeiten sorgte zudem der zeitweise parallele Betrieb von zwei Logistikzentren, wodurch die Komplexität der Abläufe stieg. Dabei dauere auch die Umstellung auf "die nächste Automatisierungsstufe" länger als ursprünglich geplant.
Alexander Thiel, Analyst der US-amerikanischen Investmentbank Jefferies, sprach unterdessen von enttäuschenden vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal. Aus seiner Sicht ist Shop Apotheke deutlicher als zunächst vermutet von dem Bonus-Verbot für rezeptpflichtige Arzneien getroffen worden. Mit dem seit Jahresende 2020 geltenden Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz dürfen Versand-Apotheken keine Rabatte mehr auf Medikamente gewähren, für die ein Arzt ein Rezpt ausstellen muss. Doc Morris, einer der größten Konkurrenten von Shop Apotheke, kündigte in der Folge rechtliche Schritte gegen das Gesetz an. Jefferies-Analyst Thiel bezeichnete aber auch das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten im Vergleich zur hohen Vorjahresbasis als überraschend schwach.
Shop Apotheke hat ausgerufen, sich in den kommenden Jahren zu einer "kundenzentrierten E-Pharmacy-Plattform" zu entwickeln und setzt dabei auch auf sogenanntes "Cross-Selling": Kunden sollen animiert werden, zusätzlich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten auch nicht-verschreibungspflichtige Produkte zu kaufen. Dabei legt der Konzern auch große Hoffnungen auf die Einführung des E-Rezepts in Deutschland - eine Testphase in der Modellregion Berlin-Brandenburg ist soeben Anfang des Monats angelaufen.
Den vollständigen Zwischenbericht für das erste Halbjahr will Shop Apotheke am 5. August veröffentlichen./lew/tav/eas
Quelle: dpa-Afx