FRANKFURT (dpa-AFX) - Für die Lufthansa
Trotz des Erfolgs im Sommer bleibt der Konzern im Gesamtjahr weit von schwarzen Zahlen entfernt. Nach einem operativen Verlust von fast 5,5 Milliarden Euro im Corona-Jahr 2020 soll das Minus in diesem Jahr nun maximal halb so hoch ausfallen - also unter etwa 2,7 Milliarden Euro bleiben. Analysten gingen im Schnitt zuletzt bereits von rund 2,35 Milliarden Euro aus.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Kurz nach Handelsstart legte die Lufthansa-Aktie um mehr als vier Prozent auf 6,16 Euro zu und war damit zweitstärkster Titel im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Allerdings hatte das Papier angesichts der historischen Branchenkrise und zuletzt infolge einer Kapitalerhöhung deutlich Federn gelassen.
So hatte sich die Lufthansa im Oktober mit der Ausgabe neuer Aktien mehr als zwei Milliarden Euro frisches Geld besorgt, um dem deutschen Staat die milliardenschweren Finanzhilfen aus der Corona-Krise zurückzuzahlen. Mit dem Geld hatte die Bundesregierung den Konzern im vergangenen Jahr vor dem wirtschaftlichen Aus bewahrt. Bis Jahresende will die Lufthansa auch die letzte Milliarde aus einer stillen Beteiligung des Staats zurückgezahlt haben.
Im Sommer profitierte die Lufthansa erneut von einem starken Geschäft mit der Luftfracht. Zudem gelang der Billigtochter Eurowings, der Wartungssparte Lufthansa Technik und der Catering-Tochter LSG Sky Chefs operativ die Rückkehr in die Gewinnzone. Die Netzwerk-Airlines des Konzerns - Lufthansa, Austrian, Swiss und Brussels - flogen erneut rote Zahlen ein, konnten ihr Minus im Jahresvergleich aber deutlich verringern.
Dabei lässt sich die Erholung von der Corona-Krise an den Zahlen des dritten Quartals deutlich ablesen. So konnte der Lufthansa-Konzern seinen Umsatz im Vergleich zum Corona-Sommer 2020 auf 5,2 Milliarden Euro nahezu verdoppeln.
Trotz Belastungen etwa durch Abfindungsprogramme im Zuge des Stellenabbaus erreichte der Konzern einen operativen Gewinn von 17 Millionen Euro nach einem Verlust von fast 1,3 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Analysten hatten auch diesmal mit einem kleinen Minus gerechnet. Unter dem Strich verringerte die Lufthansa ihren Verlust von fast zwei Milliarden im Vorjahreszeitraum auf nun 72 Millionen Euro.
Die erzielten Einsparungen lassen sich an einer anderen Kennzahl besser ablesen: Ohne die Aufwendungen für den Konzernumbau hätte die Lufthansa im dritten Quartal einen operativen Gewinn von 272 Millionen erzielt. Unterdessen setzt das Management seinen Sparkurs fort: Mit den bisher umgesetzten Schritten seien Einsparungen von jährlich rund 2,5 Milliarden Euro verbunden, hieß es. Bis zum Jahr 2024 soll diese Summe wie geplant auf 3,5 Milliarden Euro steigen.
So schreitet der Stellenabbau weiter voran. Ende September beschäftigte der Lufthansa-Konzern den Angaben zufolge noch rund 107 000 Menschen. Allein in Deutschland hätten in diesem Jahr bislang 4000 Beschäftigte das Unternehmen verlassen, mit weiteren 3000 sei man sich bereits über deren Ausscheiden einig. Nach Einschätzung des Managements hat die Lufthansa in Deutschland noch bis zu 3000 Mitarbeiter zu viel. Allerdings wolle der Konzern weiterhin die langfristige Beschäftigung von mehr als 100 000 Menschen sicherstellen.
Unterdessen peilt der Vorstand einen weiteren Ausbau des Flugangebots an, das er wegen der Pandemie stark eingedampft hatte. So will der Konzern im laufenden Quartal etwa 60 Prozent der Vorkrisen-Kapazität anbieten. Im ersten Quartal 2022 soll es auf 65 Prozent und im Sommer und der zweiten Jahreshälfte 2022 auf 80 Prozent nach oben gehen. Insgesamt dürfte das Flugangebot des Konzerns im kommenden Jahr damit mehr als 70 Prozent des Vorkrisenniveaus aus dem Jahr 2019 erreichen, hieß es. Im laufenden Jahr dürften es weiterhin nur 40 Prozent werden.
Hoffnung schöpft das Management aus der stark gestiegenen Nachfrage nach Flugtickets - auch weil sich wichtige Langstreckenziele wie die USA in diesem Herbst wieder für Reisende aus Europa öffnen. Derzeit lägen die Neubuchungen bei rund 80 Prozent des Vorkrisenniveaus, hieß es. Dabei seien vor allem Tickets in den Premiumklassen gefragt. Nicht nur Touristen reisen demnach wieder häufiger. Der Anteil der Geschäftsreisen steige "signifikant", berichtete die Lufthansa.
Im dritten Quartal verbuchten die Netzwerk-Airlines des Konzerns noch einen operativen Verlust von 450 Millionen Euro, nachdem das Minus ein Jahr zuvor sogar 1,2 Milliarden betragen hatte. Eurowings erzielte einen operativen Gewinn von 108 Millionen Euro nach einem Minus in gleicher Höhe im Vorjahreszeitraum.
Unterdessen verdiente Lufthansa Cargo mit 301 Millionen Euro so viel wie noch nie in einem dritten Quartal. Nach den ersten neun Monaten steht bei ihr ein operativer Gewinn von 941 Millionen zu Buche. Konzernchef Spohr hatte der Frachtfluglinie für das Gesamtjahr bereits ein Ergebnis von mehr als einer Milliarde Euro vorhergesagt. Und das vierte Quartal gilt im Luftfrachtgeschäft ohnehin traditionell als das stärkste im Jahr. Lufthansa Cargo profitiert von der hohen Nachfrage und den knappen Kapazitäten im weltweiten Luftfracht-Markt infolge der Corona-Krise./stw/mne/eas
Quelle: dpa-Afx