FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa
An der Börse wurden die Nachrichten mit Verlusten quittiert. Der Kurs der Lufthansa-Aktie gab am Vormittag bis zu drei Prozent nach und zählte damit wieder einmal zu den schwächsten Titeln im MDax
Dass die Lufthansa überhaupt noch fliegt, verdankt sie milliardenschweren Staatshilfen aus Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz. Die Regierungen haben den Lufthansa-Konzern und seine Auslandstöchter Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss im Sommer mit insgesamt neun Milliarden Euro vor dem Aus bewahrt.
Doch der Flugverkehr in Europa und großen Teilen der Welt liegt wegen der Corona-Pandemie immer noch weitgehend am Boden. Und die Lufthansa verliert jeden Tag mehrere Millionen Euro. Der Vorstand will den Geldabfluss im operativen Geschäft im vierten Quartal jetzt auf durchschnittlich 350 Millionen Euro pro Monat begrenzen. Im Sommerquartal hatte die Lufthansa den Mittelabfluss auf durchschnittlich 200 Millionen Euro eingedämmt - auch dank der vorübergehenden Erholung im Passagiergeschäft.
Wann der Mittelabfluss gestoppt wird, wagt der Vorstand nur grob zu prognostizieren. Irgendwann im Laufe des nächsten Jahres soll der operative Mittelzufluss zwar wieder ins Positive drehen. Dem Management zufolge muss sich die Pandemie dazu aber so entwickeln, dass der Konzern sein Flugangebot wieder auf rund 50 Prozent des Vorkrisenniveaus hochfahren kann.
Ob das so kommt, ist offen. Stefan Schulte, Chef des Flughafenbetreibers Fraport
Der Lufthansa-Konzern hat sein Flugangebot für das laufende Quartal wie andere Airlines bereits kräftig zusammengestrichen - auf höchstens ein Viertel des Vorjahreswerts. Um die Ausgaben weiter zu senken, werden ein Großteil der Frankfurter Konzernzentrale und andere Verwaltungseinheiten zum Winter geschlossen. "Die Menschen haben weltweit eine große Sehnsucht, bald wieder zu reisen", sagte Spohr. "Es muss jetzt darum gehen, Gesundheitsschutz und Reisefreiheit miteinander zu vereinbaren, zum Beispiel durch flächendeckende Schnelltests."
Unterdessen kommt die Lufthansa mit dem Stellenabbau bereits voran. Ende September beschäftigte der Konzern noch gut 124 500 Mitarbeiter, fast 14 000 weniger als ein Jahr zuvor. Allein seit Ende Juni haben demnach nahezu 5000 Beschäftigte das Unternehmen verlassen. Nach bisherigen Angaben sollten weltweit rund 27 000 Stellen wegfallen, bevorzugt über Teilzeit und freiwillige Abgänge, aber auch über betriebsbedingte Kündigungen.
Lufthansa-Großaktionär Heinz-Hermann Thiele hat wegen der stockenden Verhandlungen mit den Gewerkschaften bereits vor einem noch stärkeren Stellenabbau gewarnt. "Wenn es nicht kurzfristig zu einer substantiellen Annäherung der Positionen der Tarifpartner kommt, ist die geplante Sanierung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht zu machen", sagte er vor wenigen Tagen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Thiele zufolge könnte sich der Abbau in Richtung von 30 000 Vollzeitstellen bewegen. Der Milliardär ist nach dem Einstieg des Bundes der zweitgrößte Lufthansa-Aktionär und hielt zuletzt rund zwölf Prozent der Aktien.
Im abgelaufenen Sommerquartal zogen der Geschäftseinbruch und die Stilllegung vieler Flugzeuge die Lufthansa noch tiefer in die roten Zahlen als ohnehin befürchtet. Unter dem Strich stand in den sonst so wichtigen Reisemonaten Juli bis September ein Minus von fast zwei Milliarden Euro nach mehr als einer Milliarde Gewinn ein Jahr zuvor.
Während der Konzern im operativen Geschäft - wie bereits bekannt - einen Verlust (bereinigtes Ebit) von knapp 1,3 Milliarden Euro verzeichnete, zogen Abschreibungen auf stillgelegte Passagierjets und Finanzgeschäfte zur Absicherung der Treibstoffpreise das Nettoergebnis zusätzlich nach unten. Analysten hatten unter dem Strich im Schnitt mit einem Minus von rund 1,6 Milliarden Euro gerechnet./stw/ngu/zb
Quelle: dpa-Afx