JENA (dpa-AFX) - Die Corona-Krise hinterlässt beim Thüringer Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec
An der Börse legte die im MDax notierte Aktie am Morgen um mehr als ein Prozent zu. Seit Anfang Juli zeigt sich das Papier nahezu stabil mit Kursen nahe 90 Euro, nachdem es im Zuge des Corona-Crashs im März bis auf rund 68 Euro gefallen war.
Carl Zeiss Meditec hatte bereits Mitte Juli Eckdaten bekannt gegeben und dabei die Investoren auf einen Umsatzrückgang im Geschäftsjahr 2019/20 eingestellt. Für die zwölf Monate bis Ende September rechnet die auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Firma mit Erlösen in Höhe von ungefähr 1,3 Milliarden Euro, nach fast 1,5 Milliarden Euro vor einem Jahr.
Diese Prognose steht allerdings unter dem Vorbehalt, dass sich die weltweite gesamtwirtschaftliche Erholung fortsetzt bis zum Ende seines Geschäftsjahres, das noch bis zum 30. September läuft. Zudem hofft die Firma, dass ihre Endmärkte nicht noch von deutlichen zusätzlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen sind.
Nachdem das Management im April seine ursprünglichen Ziele kassiert hatte, wagt Unternehmenslenker Monz weiterhin keine Gewinnprognose. Dies sei insbesondere wegen der unterschiedlichen regionalen Verläufe der Pandemie schwierig und vom Produktmix von Geräten zu Verbrauchsmaterialien abhängig, erläuterte der Manager.
So sei in Europa inzwischen zwar eine Erholung zu spüren, aber der Aufwärtstrend verlaufe nicht so schnell wie etwa in China. Während zudem Japan mit ziemlicher Geschwindigkeit auf eine zweite Corona-Welle zusteuere, sei insbesondere für die USA kaum eine Vorhersage zu machen. Das Land stehe angesichts der wieder steigenden Fallzahlen vor einer enormen Herausforderung für die Gesundheitssysteme.
Im dritten Quartal hatte Carl Zeiss Meditec insbesondere im Geschäft mit der Augenheilkunde gelitten, da Ärzte wegen des Shutdowns in vielen Ländern planbare Operationen verschoben. Betroffen war vor allem der Absatz von Verbrauchsmaterialien. Der Geschäftsbereich Mikrochirurgie, in dem Meditec etwa Operations-Mikroskope verkauft, verbuchte einen vergleichsweise leichten Rückgang.
Nach einem starken Jahresstart und einem stabilen zweiten Geschäftsquartal schlug sich das vergangene Jahresviertel damit deutlich negativ in der Neunmonatsbilanz nieder: Wie bereits seit Mitte Juli bekannt, fielen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um knapp 6 Prozent auf 967,9 Millionen Euro.
Hohe Umsatzeinbußen verzeichnete das Unternehmen insbesondere in den von der Pandemie am stärksten betroffenen Märkten Westeuropas, sowie in Großbritannien, der Türkei und im Mittleren Osten. Aber auch im amerikanischen Markt gingen die Erlöse deutlich zurück, während der asiatische Markt stabil blieb. Dort wirkte sich laut Monz die schnelle Erholung des China-Geschäfts positiv aus, "das ein großer Markt für uns ist." Japan, Indien und Südostasien waren jedoch "klar rückläufig".
Der Konzern hatte wegen der Corona-Krise Mitarbeiter zeitweise in Kurzarbeit schicken müssen, diese arbeiteten inzwischen aber wieder normal, so Monz. Auch bei den Lieferketten gebe es im Moment keine Engpässe. Verstärkte Einsparungen etwa bei den Personal- und Reisekosten konnten einen Ergebnisrückgang im Berichtszeitraum bis Ende Juni aber nicht verhindern. Wie ebenfalls bereits bekannt, ging das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in den neun Monaten um fast 40 Prozent auf 111,9 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie (EPS) sackte von 1,22 auf 0,77 Euro./tav/ssc/mis
Quelle: dpa-Afx