STUTTGART (dpa-AFX) - Der Autobauer Mercedes-Benz
So erwarten die Stuttgarter in der Pkw-Sparte nun eine um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 13 bis 15 Prozent statt bisher 12 bis 14 Prozent, wie der Dax-Konzern
Die Aktie lag vorbörslich zwar im Plus, drehte nach dem Handelsstart jedoch ins Minus mit 1,3 Prozent. In den vergangenen Tagen hatte der Kurs sich vom jüngsten Tief Mitte Oktober ordentlich erholt. Von den Jahreshochs bei fast 78 Euro aus dem Februar ist der Titel ohnehin noch ein Stück weit entfernt.
Im dritten Quartal hat Mercedes-Benz den Konzernumsatz aus fortgeführten Geschäften um 19 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro gesteigert, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern zog um fast drei Viertel auf 5,3 Milliarden Euro an. Das Umsatzplus war dem gestiegenen Absatz zu verdanken, aber auch einem höheren Anteil teurerer Autos und der "guten Preisdurchsetzung", wie der Konzern es formulierte. Der Konzerngewinn aus fortgeführten Geschäften verdoppelte sich auf knapp vier Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatten fehlende Elektronikchips die Produktion und die Verkäufe des Autobauers deutlich eingeschränkt. Nun hat Mercedes aber einen guten Lauf. Der Absatz legte im dritten Quartal um 38 Prozent auf 530 414 Autos zu. Derjenige von vollelektrischen Autos verdoppelte sich.
Treiber der besseren Aussichten für 2022 ist der gute Absatz von teuren Autos. Vorstandschef Ola Källenius will den Konzern nach der Trennung vom Nutzfahrzeuggeschäft viel stärker auf Luxus trimmen, um die Rendite hochzutreiben. Im dritten Quartal hatte Mercedes zwar leichte Probleme bei der Endkunden-Auslieferung von Top-End-Luxusmodellen, wie das Unternehmen seine teuersten und renditeträchtigsten Modelle nennt. Vor allem sorgten Zertifizierungsprobleme beim Flaggschiff S-Klasse in den USA für Verzögerungen.
Allerdings setzte Mercedes neben mehr Autos im unteren und mittleren Segment auch mehr Top-Modelle an die Händler ab - und das zählt letztlich für den Umsatz. Das Preisumfeld für Neuwagen tut sein Übriges, die Nachfrage übersteigt dem Unternehmen zufolge weiter das Angebot. So muss Mercedes bei langen Wartezeiten wenig Rabatte geben, um die Autos zu verkaufen.
Nach neun Monaten stehen bei der bereinigten operativen Marge im Pkw-Geschäft 15 Prozent zu Buche, also bereits das obere Ende der nun erhöhten Prognose. Im dritten Quartal erreichte Mercedes hier 14,5 Prozent. Das ist ein Niveau, wie es normalerweise nur Autobauer im reinen Luxusbereich erreichen, die Autos mit einem deutlich höheren durchschnittlichen Preis verkaufen. Der Marge zugutekommt auch das von Källenius nach seinem Amtsantritt angeschobene Sparprogramm, das die strukturellen Kosten von Mercedes auch durch den Abbau tausender Stellen deutlich senken soll.
Die Frage ist, wie gut Mercedes die hohen Margen auch in einem schwächeren wirtschaftlichen Umfeld durchhalten will. Laut Experten haben es die Automobilhersteller in den vergangenen Konjunkturzyklen nicht geschafft, im Abschwung auf die Ausweitung von Rabatten zu verzichten, um ihre Fabriken weiter auszulasten. Die Verfügbarkeit von kritischen Teilen wie Halbleitern nimmt derzeit zu, von daher sind der Produktion voraussichtlich weniger Schranken gesetzt als in den vergangenen Jahren.
Wilhelm sieht die Situation rund um Rabatte entspannt. Selbst im derzeitigen Umfeld gingen diese zurück, sagte er in einer Telefonkonferenz. Auch im kommenden Jahr will der Konzern die Preisnachlässe nicht ausweiten und erhofft sich per saldo eine weitere Besserung bei den Preisen. Womöglich könnte der Konzern sogar in einem konjunkturell schwachen Umfeld von dann zurückgehenden Kosten bei Rohmaterialien profitieren, fügte er an.
Gleichwohl wählte das Unternehmen vorsichtige Worte zur Umschreibung der Lage: Die Unsicherheiten in der Energieversorgung in Europa und die anhaltenden Covid-Herausforderungen in Asien wirkten sich weiterhin auf die Verbraucherstimmung aus. Daher bleibe Mercedes wachsam, sichere seine Lieferketten ab und arbeite weiter an der Reduzierung oder dem Ersatz des Einsatzes von Erdgas in der Produktion. Mercedes hält es für möglich, den Gasverbrauch um mehr als 50 Prozent zu senken - wenn regionales Pooling von Gasmengen zwischen verschiedenen Firmen und Gasverbrauchern möglich ist./men/zb/jha/
Quelle: dpa-Afx