RAHWAY (dpa-AFX) - Der US-Pharmakonzern Merck & Co
Die Branchenkenner hatten sich zwar bereits für 2023 auf ähnlich hohe Umsatzeinbußen eingestellt; sie waren aber bislang davon ausgegangen, dass der Gewinn nicht so deutlich dahinschmilzt, wie dies nun Merck & Co befürchtet.
Allerdings gaben einige Experten in ersten Reaktionen auf das Zahlenwerk auch zu bedenken, dass in den Schätzungen am Markt womöglich nicht bestimmte Sonderbelastungen eingeflossen seien, die der Konzern bereits zuvor kommuniziert habe. Dabei geht es um Einmaleffekte im Zusammenhang mit der im November verkündeten Übernahme des Krebsspezialisten Imago sowie Zahlungen an Kelun-Biotech im Rahmen eines Lizenzabkommens.
Analystin Louise Chen sprach zwar von einer durchwachsenen Prognose, das Jahr 2022 und der Ausblick belegten aber die Stärke von Merck & Co im eigentlichen Geschäft. Zudem verwies sie auf mehrere Hoffnungsträger in der Forschungspipeline, mit denen sich sogar letztlich Klarheit über die weitere Geschäftsentwicklung beim Pharmahersteller über die laufende Dekade hinaus ergeben könnte.
Vorerst aber muss sich Merck, wie der heimische Konkurrent Pfizer auch, mit den Effekten durch den nachlassenden Corona-Rückenwind auseinandersetzen. Der in der Pandemie wichtigste Umsatztreiber, die Corona-Tablette Lagevrio, dürfte dem Konzern nach eigener Kalkulation im laufenden Jahr lediglich eine Milliarde Dollar in die Kassen spülen. Verglichen mit den fast 5,7 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr 2022 sind dies deutliche Einbußen.
Auch Pfizer hatte in dieser Woche bereits die Börse enttäuscht, der Konzern rechnet mit einem Tiefpunkt für den Umsatz aus seinem Corona-Impfstoff und dem Covid-Medikament Paxlovid in diesem Jahr, bevor es dann aber wieder aufwärts gehen soll.
Auch bei Merck & Co stand im vergangenen Jahr Lagevrio für einen Großteil des Umsatzwachstums - allerdings machten die Verkäufe im gesamten zweiten Halbjahr bereits nicht einmal mehr die Hälfte des noch von der Pandemie stark überschatteten ersten Quartals aus. Konzernweit stieg im Berichtszeitraum der Umsatz um 22 Prozent auf knapp 59,3 Milliarden US-Dollar, Treiber waren dabei unter anderem auch Blockbuster wie die Krebsarznei Keytruda und die HPV-Impfung Gardasil. Unter dem Strich kletterte der Gewinn in den zwölf Monaten von Januar bis Dezember um 18 Prozent auf 14,5 Milliarden Dollar.
Für 2023 kalkuliert das Management um Firmenchef Robert Davis nunmehr mit einem Konzernerlös in der Bandbreite von 57,2 bis 58,7 Milliarden US-Dollar. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) soll auf 6,80 bis 6,95 Dollar zurückgehen, nachdem es 2022 noch im Vorjahresvergleich um 39 Prozent auf 7,48 Dollar gestiegen war. Dabei veranschlagt Merck allerdings als Sonderbelastung für Imago und Kelun-Biotech allein 53 US-Cent./tav/knd/jha/
Quelle: dpa-Afx