DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA
Der Konzernumsatz stieg den Angaben zufolge von Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr um rund zwölf Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro. Ein Teil davon war positiven Währungseffekten geschuldet, diese herausgerechnet betrug das Plus aus eigener Kraft noch knapp acht Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) kletterte um knapp acht Prozent auf gut 1,6 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Merck nach Steuern mit 884 Millionen Euro rund 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit traf der Konzern die Erwartungen am Markt.
Die seit einem Jahr amtierende Firmenlenkerin Garijo nannte erstmals konkrete Ziele für 2022 - bisher hatte der Vorstand lediglich angekündigt, den Umsatz und das bereinigte Betriebsergebnis aus eigener Kraft stark steigern zu wollen. Konkret soll der Umsatz auf 21,6 bis 22,8 Milliarden Euro anwachsen, nach 19,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Aus eigener Kraft, also gerechnet ohne Wechselkurseffekte und Zu- und Verkäufe, soll das Plus sechs bis neun Prozent betragen. Für das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis rechnet der Vorstand mit einem Anstieg auf 6,6 bis 7,1 (Vorjahr: 6,1) Milliarden Euro, organisch soll das Plus bei fünf bis neun Prozent liegen.
Die Jahresziele sieht Merck - wie viele andere Unternehmen derzeit auch - angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Lage mit großer Unsicherheit behaftet. Insbesondere der Anstieg der Energie- und Rohmaterialpreise hatte sich nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs weiter beschleunigt. Merck rechnet entsprechend in seiner Prognose mit einem anhaltend hohen Preisniveau. Gleichzeitig setzt der Konzern mit Blick auf die aktuellen Lockdowns in China wegen des erneuten Coroa-Ausbruchs voraus, dass es nur zu zeitlich kurzen und lokalen Einschränkungen mit baldigen Lockerungen kommt.
Merck hat in der Pandemie bereits zwei erfolgreiche Jahren hinter sich, in denen das Unternehmen vor allem in seinem Laborgeschäft von der starken Nachfrage von Impfstoffforschern und -herstellern profitierte. Unter anderem beliefert Merck den Mainzer mRNA-Impfstoffhersteller Biontech
In der Laborsparte zogen im vergangenen Quartal die Erlöse um fast 15 Prozent an, getragen wurde der Zuwachs erneut vom Geschäft rund um Produkte und Dienstleistungen für die Arzneimittelherstellung, wo die Umsätze mit Produkten zur Bekämpfung von Covid nur noch auf dem Vorjahresniveau blieben. Inzwischen zieht auch das Geschäft mit Forschern sowie wissenschaftlichen und gewerblichen Laboren wieder an, das in der Pandemie von der zeitweiligen Schließung vieler Einrichtungen stockte.
In der Pharmasparte profitierte Merck enorm von seinem Krebsmedikament Bavencio, dessen Verkäufe sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelten. Der wichtigste Kassenschlager der Sparte, die Multiple-Sklerose-Tablette Mavenclad erzielte ein Umsatzplus von 29 Prozent, organisch war es noch fast ein Viertel, bei älteren MS-Arzneien verzeichnete Merck jedoch erneut einen Umsatzrückgang. Prozentual einstellige Zuwächse gab es dagegen im Geschäft mit Fruchtbarkeitsmedikamenten sowie mit Arzneien bei Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf- und endokrinologischen Erkrankungen.
In der Spezialchemie sorgte erneut das Geschäft mit der Halbleiterindustrie für Schwung. Hierbei profitiert der Konzern vom aktuellen Chipboom - die Branche stockt ihre Kapazitäten derzeit kräftig auf. Während bei Merck die Erlöse im Geschäft mit Farbpigmenten beispielsweise für Kosmetik und Autolacke nahezu stabil blieben, musste der Konzern jedoch erneut deutliche Umsatzeinbußen bei Flüssigkristallen etwa für Smartphone-Bildschirme verkraften. In dem Bereich setzt den Südhessen bereits seit längerem harte Konkurrenz aus Asien zu. Garijos Vorgänger Stefan Oschmann hatte daher mit dem Zukauf des US-Zulieferers Versum Materials im Jahr 2019 die Sparte neu auf das Halbleitergeschäft ausgerichtet./tav/als/mis
Quelle: dpa-Afx