PLANEGG (dpa-AFX) - Das Biotechunternehmen Morphosys steckt mehr Geld in seine Medikamentenpipeline und nimmt dafür höhere Verluste in Kauf. Im ersten Quartal wurde der Fehlbetrag unter dem Strich im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht auf knapp 123 Millionen Euro. Damit schnitt das Unternehmen deutlich schlechter ab als erwartet.

An der Börse pendelte die Morphosys-Aktie am Donnerstagmorgen zunächst zwischen Gewinnen und Verlusten, verteuerte sich zuletzt dann um fast fünf Prozent. Es sei schwer, in dem Quartalsbericht etwas Gutes zu finden, monierte jedoch ein Händler. Laut Berenberg-Analyst Xian Deng ist der operative Verlust des Unternehmens noch 15 Prozent größer ausgefallen als am Markt befürchtet.

Weil Morphosys für die Übernahme des US-Unternehmens Constellation Pharmaceutical im vergangenen Jahr einen teuren Finanzierungsdeal mit dem US-Unternehmen Royalty Pharma einging, steht der Vorstand des Unternehmens stark unter Erfolgsdruck. An der Börse schwindet jedoch das Vertrauen, die inzwischen vom MDax in den SDax abgestiegene Aktie hat allein seit Jahresbeginn rund 40 Prozent eingebüßt.

Konzernchef Jean-Paul Kress muss beweisen, dass seine nach dem Constellation-Kauf hohen Erwartungen an die noch in der Entwicklung befindlichen Arzneien des US-Krebsspezialisten begründet sind. Ein wesentlicher Hoffnungsträger ist für die Bayern auch das bereits für eine bestimmte Blutkrebsform zugelassene eigene Medikament Monjuvi. Dessen Umsatzzahlen werden auch von den Investoren am Markt mit Argusaugen beobachtet. Im ersten Quartal jedoch blieb das Mittel hinter den Erwartungen zurück.

Manager Kress zeigt sich gleichwohl optimistisch: "Unsere klinische Pipeline war noch nie so stark wie heute", betonte der Manager einer Mitteilung vom Mittwochabend zufolge. "Wir bleiben zuversichtlich, das Potenzial unserer fortgeschrittenen Pipeline heben und unsere Wachstumsstrategie verwirklichen zu können."

Für die auf einem Antikörper basierende Blutkrebstherapie Monjuvi hofft Morphosys künftig auf grünes Licht auch in weiteren Indikationen. Dafür führt der Konzern aktuell drei zulassungsrelevante Testreihen mit dem Mittel sowie mit dem Medikament Pelabresib durch, welches aus der Feder von Constellation stammt. Pelabresib wird dabei an Myelofibrose getestet, einem seltenen Knochenmarkkrebs. Die Rekrutierung der Patienten für die Studien schreite aktuell voran, hieß es vom Unternehmen.

Doch MorphosysŽAmbitionen kosten Geld: Um die hohen Kosten für die Forschung stemmen zu können, hatten die Bayern vor rund zwei Monaten die Einstellung aller vorklinischen Projekte bei der neuen US-Tochter angekündigt und den Laborbereich der Amerikaner an den Heimatstandort geholt. Die Kassen sind indes gut gefüllt, Morphosys verfügt über knapp 850 Millionen Euro an Zahlungsmitteln und sonstigen finanziellen Vermögenswerten.

Im ersten Quartal stiegen die Investitionen in die Forschung und Entwicklung mit 65 Millionen auf fast das Doppelte des Vorjahreswertes. Der Umsatz schrumpfte gleichzeitig jedoch um zwölf Prozent auf 41,5 Millionen Euro. Morphosys begründete den Rückgang der Erlöse im Wesentlichen mit einer hohen Meilensteinzahlung von GlaxoSmithKline im Vorjahresquartal.

Die Prognosen für das Jahr bestätigte der Vorstand. Demnach soll Monjuvi in diesem Jahr 110 bis 135 Millionen Dollar Erlös bringen. Dafür wird das Unternehmen aber einen Zahn zulegen müssen. Neben Lizenzeinnahmen in Höhe von 700 000 Euro außerhalb der Vereinigten Staaten spülte das Medikament auf dem US-Markt knapp 19 Millionen Dollar - umgerechnet 16,6 Millionen Euro - in die Kassen. Damit lag der US-Wert zwar um rund ein Fünftel über dem Vorjahr, fiel aber fast fünf Millionen Dollar niedriger aus als im Schlussquartal 2021.

Laut Berenberg-Analyst Deng war am Markt zwar mit einem Umsatzrückgang in diesem Maße im Vergleich zum vorangehenden Jahresviertel gerechnet worden, nachdem Morphosys bereits darauf vorbereitet habe - allerdings nicht in diesem Maße.

Der Firmenvorstand hatte vor einigen Wochen darauf hingewiesen, dass das Schlussquartal 2021 durch Sondereffekte wie Lageraufstockungen bei den Kunden und Monjuvi-Verkäufe für klinische Studien positiv beeinflusst gewesen sei, zudem habe sich zu Jahresbeginn bei der Vermarktung des Mittels die Omikron-Welle bemerkbar gemacht. Morphosys' Führungsriege rechnet nunmehr mit steigenden Verkaufszahlen für Monjuvi in den folgenden Quartalen dieses Jahres./tav/mne/eas

Quelle: dpa-Afx