PLANEGG/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Das Biotechunternehmen Morphosys
Die Aktie legte im frühen Handel bis zu knapp fünf Prozent auf 24 Euro zu. Mit Blick auf die Entwicklung der vergangenen beiden Jahre ist das allerdings eher nur der Tropfen auf einen heißen Stein. So sackte der Kurs vom Rekordhoch von 146,30 Euro Anfang 2020 bis auf weniger als 21 Euro Anfang dieser Woche ab. Von diesem Tief konnte sich das Papier aber wenigstens etwas erholen. Gründe für die Talfahrt gibt es einige, wie ein von der Börse als schwach eingestuftes Wachstum beim Morphosys-Krebsmittel Monjuvi und eine gesenkte Prognose.
Aber auch die Kapitalerhöhung zur Finanzierung des US-Zukaufs drückte erheblich auf den Kurs. Seit Bekanntgabe des Constellation-Kaufs Anfang Juni büßte der Wert der Aktie rund 70 Prozent ein, nachdem sich zuvor der Kurs seit dem Hoch schon halbiert hatte. Insgesamt sank der Börsenwert seit Anfang 2020 um rund 80 Prozent oder etwas mehr als vier Milliarden Euro auf zuletzt nur noch rund 800 Millionen Euro. Deshalb stieg der Konzern im vergangenen September aus dem MDax
Morphosys hatte Constellation 2021 mithilfe des Finanzierungspartner Royalty Pharma für bis zu 1,7 Milliarden Dollar übernommen. Dabei wurden auch einige Medikamente erworben, deren Erprobung sich noch in einem frühen Stadium im Labor befand. Für die Einstellung der Programme wird nun laut Morphosys eine Wertminderung des Geschäfts- oder Firmenwertes in Höhe von 231 Millionen Euro fällig. Die Abschreibung ist nicht zahlungswirksam und wird sich auf die betrieblichen Aufwendungen des Konzerns für das Schlussquartal 2021 auswirken. Morphosys will seine Bilanz am 16. März vorstellen.
In den USA schrumpft durch die Schließung der Labore und den Wegfall eines Standorts die Belegschaft, rund 40 der 180 Beschäftigten hätten das Unternehmen verlassen, sagte der Morphosys-Sprecher. "Wir wollen unsere finanziellen Mittel auf unsere großen Studien konzentrieren und schaffen aktuell Synergien durch die Übernahme."
Denn die Suche nach neuen Medikamenten ist kostspielig und treibt die Ausgaben bei Morphosys hoch. Laut Angaben aus dem Januar plant das Unternehmen in diesem Jahr einen kräftigen Anstieg der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung auf 300 bis 325 Millionen Euro ein.
Dabei setzen die Bayern in der Pharmapipeline des Epigenetik-Spezialisten Constellation große Hoffnungen vor allem auf zwei neue Krebsmedikamente. Deren Erprobung soll unverändert fortgesetzt werden. Das in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittene Mittel namens Pelabresib wird derzeit in einer späten Phase-3-Studie an Patienten mit Myelofibrose getestet, einem seltenen Knochenmarkkrebs. Endgültige Daten werden allerdings erst für das erste Halbjahr 2024 erwartet. Daneben führt die Firma zwei weitere Phase-3-Studien mit dem Krebsmedikament Monjuvi durch - das Mittel ist bereits bei einer bestimmten Blutkrebsform zugelassen, in den Tests geht es um weitere Indikationen.
Der Antikörper-Spezialist Morphosys ist seit einigen Jahren im Umbau und will sich vom Auftragsforscher zum Entwickler eigener Medikamente wandeln. Der teure Zukauf in den USA und die hohen Kosten für die Forschung dürften dem Unternehmen laut dem Management aber noch einige Jahre Verluste bescheren. Morphosys-Finanzvorstand Sung Lee rechnete in einem Interview der "Börsen-Zeitung" vor einigen Monaten mit dem Erreichen der Gewinnschwelle erst für das Jahr 2026./tav/zb/stk
Quelle: dpa-Afx