BERLIN (dpa-AFX) - Der Motorenhersteller Deutz kann sich den Einstieg in neue Marktsegmente wie den Rüstungsbereich und dezentrale Stromversorgung vorstellen. Das im Nebenwerte-Index SDax notierte Unternehmen erwägt die Lieferung von Motoren für radgetriebene Panzer, Mannschaftstransporter und Versorgungsfahrzeuge, schrieb die "Welt am Sonntag" nach einem Gespräch mit Vorstandschef Sebastian Schulte. Auch Batteriespeicher für die stationäre Versorgung von Lazaretten sind demnach denkbar. "Das ist sicherlich ein attraktives Feld, das bringt die Zeitenwende mit sich", sagte der Deutz-Chef. Bei den Deutz-Aktien sorgte das am Montag für einen Kurssprung.

Im frühen Handel sprangen die Papiere 16,07 Prozent höher auf 5,75 Euro. Anleger hoffen darauf, dass Deutz vom Kuchen der deutlich erhöhten Verteidigungsinvestitionen etwas abbekommen kann. "Eine breitere Aufstellung könnte Deutz besser vor den Höhen und Tiefen seines zyklischen Kerngeschäfts schützen", kommentierte ein Händler. Die Aktien erholten sich damit deutlich von ihrer jüngsten Talfahrt. Seit ihrem Jahreshoch Anfang April haben sie aber immer noch gut 9 Prozent an Wert verloren.

Die Pläne von Deutz im Bereich Notstromversorgung sind dabei bereits konkreter. "Der Markt für Notstromaggregate, die heute noch mit Diesel betrieben werden, wächst", so Schulte gegenüber der Zeitung. "Das ist kurioserweise sogar eine Folge der Energiewende, weil es gerade in Ländern wie den USA, wo die Stromnetze in einem desolaten Zustand sind, teilweise mehrfach im Monat in bestimmten Regionen Stromausfälle gibt."

Bisher liefert Deutz nur Motoren an die Hersteller solcher Aggregate, die beispielsweise in Krankenhäusern, bei Kühlanlagen und in Rechenzentren gebraucht werden. Künftig solle das komplette System von Deutz kommen. Die beiden viel größeren US-Konkurrenten Cummins und Caterpillar sind in diesem Geschäft schon stark vertreten.

Mit einer breiteren Aufstellung könnte Deutz womöglich auch resistenter gegenüber dem konjunkturellen Auf und Ab werden. So hatte die schwächelnde Konjunktur die Nachfrage zum Jahresstart belastet. Dabei scheint der Rüstungsbereich aktuell besonders attraktiv. Wegen des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine haben westliche Staaten ihre Verteidigungsbudgets kräftig aufgestockt - Milliarden fließen in Panzer, Flugabwehr und Munition.

Erst Mitte Juni hatte Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur an die Nato-Partner appelliert, jährlich einen größeren Anteil ihrer nationalen Wirtschaftsleistung für Verteidigung auszugeben. "Wir glauben, dass zwei Prozent nicht genug sind. Wir müssen noch weiter gehen", hatte der Este am Rande eines Nato-Verteidigungsministertreffens in Brüssel gesagt./mis/niw/mne/mis

Quelle: dpa-Afx