WIEN/MATTIGHOFEN/NÜRNBERG (dpa-AFX) - Der oberösterreichische Motorrad-Hersteller Pierer Industrie AG hat seine Beteiligung am angeschlagenen Nürnberger Autozulieferer Leoni
Die Leoni-Aktie legte bis zum späten Vormittag um rund 13 Prozent zu und war damit Spitzenreiter im Nebenwerteindex SDax. Im laufenden Jahr beläuft sich das Plus der Titel nach dem Kurssprung auf rund zwei Drittel, trotz den Rückschlag von den rund 15 Euro, die die Papiere noch im Februar gekostet hatten.
Leoni will sich bekanntlich von der kleineren Draht- und Kabelsparte trennen und sich auf die zwar größere, zuletzt aber klar defizitäre Bordnetzsparte konzentrieren. Der Konzern befindet sich mitten in einem großen Spar- und Umbauprogramm und hatte auch 2020 rote Zahlen geschrieben. Leoni-Chef Aldo Kamper sieht das Unternehmen aber dennoch auf einem guten Weg aus der Krise.
Aus Sicht von Marc-René Tonn vom Analysehaus Warburg Research bleibt die Situation des fränkischen Zulieferers jedoch kritisch, wie er in einer Studie im März geschrieben hatte. So sei der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) absehbar zu niedrig, um Schulden abzubauen, verdeutlichte der Experte.
Er erwartet, dass die finanzielle Situation schwierig bleiben dürfte. Refinanzierungsrisiken und die eingeschränkte Flexibilität, das Unternehmen in den kommenden Jahren strategisch und operativ weiterzuentwickeln, könnten laut Tonn belastende Faktoren für die künftige Kursentwicklung sein.
Großaktionär Stefan Pierer macht derweil Druck: In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg forderte er, dass der Kabel- und Bordnetzspezialist fokussierter und schneller werden müsse. Er sieht Pierer als verlässlichen Ankeraktionär und geht davon aus, dass der aktuelle Leoni-Anteil ausreicht, um Dinge zu bewegen. Das von Pierer nun gehaltene Leoni-Paket ist an der Börse nach den Kursgewinnen vom Dienstagmorgen mindestens rund 55 Millionen Euro wert.
Pierer Industrie ist vor allem für die Marke KTM bekannt und gehört mehrheitlich dem Unternehmer Stefan Pierer. Stefan Pierer hält über seinen Rennsport-Zulieferer Pankl auch die Mehrheit an SHW
Quelle: dpa-Afx