MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bausoftwareanbieter Nemetschek
Kaufmann hatte sich zuvor bereits vorsichtig optimistisch gezeigt für 2021. Der Umsatz soll nun dieses Jahr währungsbereinigt mindestens im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen. Analysten hatten zuvor mit rund 8 Prozent kalkuliert, im Vorjahr war Nemetschek wie bereits bekannt ohne Zukäufe und Wechselkurse gerechnet um 8,3 Prozent gewachsen.
Die Nemetschek-Aktie legte im Vormittagshandel um 5,2 Prozent auf 57,50 Euro zu. Baader-Bank-Analyst Knut Woller sah den Nettogewinn etwas höher als erwartet, und auch die geplante Rückkehr zu höheren Wachstumsraten in einigen Jahren dürfte am Markt als Erleichterung aufgefasst werden. Allerdings sei es bis 2023 noch lang hin. Warburg-Experte Analyst Andreas Wolf sprach von einem positiven Ausblick auf das laufende Jahr, die Ziele für 2023 seien zudem ermutigend.
Seit längerer Zeit dümpelt das Nemetschek-Papier vor sich hin nach einer starken Entwicklung in den Vorjahren. Noch bis ins Frühjahr 2017 lag der Kurs bei unter 20 Euro. Im Aufschwung nach dem Corona-Crash hatte das Papier dann ein neues Hoch bei über 74 Euro erzielt. Die Euphorie über gute Zahlen konnte die Aktie aber nicht auf Dauer halten.
Beim operativen Ergebnis rechnet Nemetschek 2021 mit einer Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 27 bis 29 Prozent nach 28,9 Prozent im Vorjahr. Experten gingen zuletzt von 28,4 Prozent aus.
Vergangenes Jahr ging dagegen der Jahresüberschuss um fast ein Viertel auf 96,9 Millionen Euro zurück. Das lag vor allem daran, dass im Vorjahr ein Sonderertrag aus einem Anteilsverkauf rund 30 Millionen Gewinn zusätzlich eingebracht hatte. Wegen einer Einkaufstour des Konzerns fielen aber auch höhere Abschreibungen an.
Nemetschek stellt Software für den Bauprozess von der Angebotserstellung über die Umsetzung bis hin zur Verwaltung von Gebäuden her. Der seit Anfang 2020 amtierende Firmenchef Axel Kaufmann agierte in der Corona-Krise vorsichtig: Trotz ordentlicher Zahlen verwies er auf die Risiken, die dem Softwareanbieter drohen. Denn große Infrastrukturprojekte könnten unter den von der Corona-Pandemie angespannten öffentlichen Budgets künftig genauso leiden wie private Bauvorhaben infolge einer allgemeinen Investitionszurückhaltung.
Doch die Geschäfte liefen 2020 insgesamt besser als befürchtet. Der Umsatz kletterte wie bereits bekannt um gut 7 Prozent auf 596,9 Millionen Euro. Das operative Ergebnis wuchs um knapp 5 Prozent auf 172,3 Millionen Euro.
Dem Unternehmen kommt zugute, dass es mittlerweile stark auf Softwareserviceverträge setzt, wie es in der Digitalbranche zum Standard geworden ist. Ein größerer Teil des Umsatzes hängt also nicht mehr von aktiven Kaufentscheidungen der Kunden für teils teure Lizenzen ab, sondern von laufenden Softwareabonnements. Diese werden in aller Regel kaum gekündigt, weil sonst auch die Nutzung der Programme wegfällt - in den meisten Firmen der Branche ist Planungs- und Designsoftware aber unverzichtbar.
Aktuell ist das Unternehmen an der Börse mit knapp 6,7 Milliarden Euro bewertet. Firmengründer und Aufsichtsratsmitglied Georg Nemetschek hält zusammen mit seiner Familie die Mehrheit der Anteile, gut 48 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. Mittlerweile beschäftigt Nemetschek nach eigenen Angaben über 3000 Mitarbeiter./men/mne/mis
Quelle: dpa-Afx