VEVEY (dpa-AFX) - Der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller Nestlé hat den Umsatz im ersten Halbjahr vor allem dank Preiserhöhungen stark gesteigert. Das soll auch im Gesamtjahr so weitergehen, doch der Druck auf die Marge bleibt. Die Aktie verlor im frühen Handel um 1,6 Prozent.
Nestlé gelang von Januar bis Juni ein Wachstum aus eigener Kraft von 8,1 Prozent, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. 6,5 Prozent waren dabei auf die Weitergabe der steigenden Kosten an die Kunden zurückzuführen. Dennoch griffen die Kunden weiterhin beherzt bei Produkten wie Nespresso-Kapseln, Purina-Katzenfutter oder San-Pellegrino-Wasser zu, denn auch das sogenannte interne Realwachstum, also die Verkaufsmenge, nahm um 1,7 Prozent zu.
Alleine im zweiten Quartal stiegen die Preise um 7,7 Prozent. "Wir konnten die Auswirkungen der beispiellosen Inflation und der Lieferkettenprobleme auf unsere Margen mit disziplinierter Kostenkontrolle und operativer Effizienz in Grenzen halten", sagte Unternehmenschef Mark Schneider laut Mitteilung.
Organisch hat Nestlé genau gleich stark zugelegt wie der Konkurrent Unilever
Zum Wachstum trug vor allem das Tierfutter von Purina bei. Dabei hätten die Tierbesitzer ihren Lieblingen vermehrt Premium-Futter gekauft, hieß es. Auch der Kaffee-Umsatz wuchs erneut. Dem Kaffee-Geschäft half zusätzlich, dass die Menschen wieder vermehrt unterwegs waren. So verzeichneten die Außer-Haus-Kanäle und damit Produkte wie die Starbucks
Beliebt waren zudem auch Süßwaren, deren Umsatz zweistellig wuchs. Dabei hätten die Menschen vor allem bei Kitkat und saisonalen Produkten mehr zugegriffen.
Auch die Umsätze mit Babynahrung wuchsen den Angaben nach im oberen einstelligen Bereich. Dabei half dem Unternehmen auch, dass einer der größten Säuglingsnahrungsproduzenten in den USA wegen Verunreinigungen die Produktion einstellen musste. Nachdem das zu einer Knappheit an Säuglingsmilchpulver geführt hatte, musste Nestlé mit tonnenweise Milchpulver aushelfen. Doch auch im sonst schwächelnden Markt in China hat Nestlé nun mehr Säuglingsnahrung verkauft.
Der operative Gewinn stieg stärker als erwartet auf 7,7 Milliarden, konnte aber mit dem Umsatzwachstum nicht ganz Schritt halten. So nahm die Ebit-Marge als Indikator für die Profitabilität um 0,5 Prozentpunkte auf 16,9 Prozent ab.
Deshalb hat das Unternehmen auch seine Schätzungen für die operative Marge etwas gesenkt. Sie soll nun im Gesamtjahr 17 Prozent betragen. Zuvor war Nestlé von einer Ebit-Marge von 17 bis 17,5 Prozent ausgegangen. Für das Umsatzwachstum ist Nestlé jedoch inzwischen sogar optimistischer geworden. Der Konzern erwartet nun ein Plus von 6 bis 8 Prozent. Zuvor hatte Nestlé ein Wachstum von "rund" 5 Prozent im Visier.
Unter dem Strich ging der Gewinn im ersten Halbjahr wegen höherer Abschreibungen und Steuern um 11,7 Prozent 5,2 Milliarden Franken zurück./tv/tt/AWP/mne/
Quelle: dpa-Afx