KASSEL (dpa-AFX) - Der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea hat zum Jahresstart niedrigere Öl- und Gaspreise zu spüren bekommen. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ging der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Explorationskosten (Ebitdax) im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro zurück, wie die BASF
Die Fördermenge hielt der Konzern dabei stabil. In den Zahlen ist das Russland-Geschäft nicht mehr enthalten, weil sich Wintershall Dea aus dem Land zurückziehen will. Im Januar hatte der Konzern das Aus seiner Geschäfte in dem Land angekündigt, das zuletzt noch 50 Prozent der gesamten Produktion ausmachte. Als Wachstumsmärkte hat Wintershall nun Länder wie Mexiko, Algerien, Norwegen und Argentinien im Blick.
"Für uns gibt es nicht mehr eine Energiepartnerschaft mit Russland in der vorhersehbaren Zukunft", sagte Unternehmenschef Mario Mehren in einer Telefonkonferenz. Die Entscheidung, sich aus Russland zurückzuziehen, sei final. Das Unternehmen mache bei seinem Rückzug aus Russland Fortschritte. So habe Wintershall Dea die Zahl seiner Mitarbeiter in Sankt Petersburg seit Jahresbeginn mehr als halbiert. Derzeit untersuche der Vorstand verschiedene Möglichkeiten, wie der Öl- und Gaskonzern sich aus den russischen Geschäften zurückziehen kann, sagte der Manager. Die russische Regierung kreiere immer neue Hürden für Unternehmen, die das Land verlassen wollten.
So hat Russlands Präsident Wladimir Putin die russischen Töchter der Energieversorger Uniper
Mehren zeigte sich über das jüngste Dekret wenig überrascht. "Es ist nur ein weiteres in einer ganzen Kette von Dekreten, die der russische Präsident oder die russische Regierung erlassen haben und die direkt in die Rechte ausländischer Unternehmen in Russland eingreifen", sagte der Manager. Russland sei weiterhin unberechenbar und unzuverlässig, wenn es darum gehe, dort Geschäfte zu machen. Von dem jüngsten Dekret sei das Unternehmen derzeit nicht betroffen. Er könne es aber nicht ausschließen, dass es auch noch Wintershall Dea treffen könnte. "In Russland kann alles passieren, wenn es um direkte Eingriffe in unsere Rechte und unser Vermögen geht", fügte er hinzu.
Derzeit prüft der Vorstand Mehren zufolge rechtliche Schritte gegen den russischen Staat, eventuell gegen einige seiner Joint-Venture-Partner. Und natürlich werde auch die Möglichkeit geprüft, die staatlichen Investitionsgarantien in Anspruch zu nehmen, sagte er.
Derweil gibt es laut Mehren keine Pläne, die Ostseepipeline Nord Stream 1 zu reparieren. "Wir haben vorgeschlagen, die Pipeline zu retten und die Umwelt zu schützen", sagte der Vorstandsvorsitzende. Es wäre ratsam, die Projektgesellschaft in die Lage zu versetzen, die Pipeline so zu sichern, dass sie keine Gefahr etwa für die Fischerei darstelle. Wintershall Dea gehört neben Gazprom
Unter dem Strich stand im ersten Quartal ein auf die Anteilseigner entfallener Gewinn von 264 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen wegen einer milliardenschweren Abschreibung im Zusammenhang mit seinem Russland-Geschäft einen Nettoverlust von einer Milliarde Euro gemacht. Bereinigt um Sondereffekte legte der Überschuss im ersten Quartal um zehn Prozent auf 298 Millionen Euro zu.
Für das laufende Jahr peilt Wintershall Dea weiter eine Produktion von 325 000 bis 350 000 Barrel Öläquivalent pro Tag an. 2022 hatte das Unternehmen 321 000 Öläquivalent pro Tag ohne Russland gefördert, inklusive kam der Konzern auf 597 000. Im ersten Quartal lag die Produktion bei 318 000 Öläquivalent pro Tag.
Wintershall Dea ist 2019 aus der Fusion der Wintershall Holding und der Dea hervorgegangen. Das Unternehmen mit Sitz in Kassel und Hamburg beschäftigt weltweit knapp 2500 Mitarbeiter. BASF hält gut 70 Prozent an Wintershall Dea. Der Rest gehört LetterOne, einer Beteiligungsgesellschaft./mne/knd/jha/
Quelle: dpa-Afx