GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius hat ein schwaches erstes Halbjahr hinter sich. Nach dem Boom in der Corona-Pandemie zeigen sich die Kunden des Dax -Konzerns derzeit wenig ausgabefreudig und bauen stattdessen ihre Lagerbestände ab. "Die schwache Entwicklung des Auftragseingangs hält in beiden Sparten insgesamt länger an als ursprünglich erwartet", sagte Konzernchef Joachim Kreuzburg am Freitag laut Mitteilung. Das Management hatte deshalb bereits vor rund einem Monat sein Umsatz- und Margenziel für das laufende Jahr gekappt. Die Konzernführung geht für die zweite Jahreshälfte von einer "schrittweisen Belebung der Auftragslage" aus.

In den ersten sechs Monaten lag der Auftragseingang mit 1,5 Milliarden Euro um rund ein Drittel unter dem Vorjahreswert, wie Sartorius in Göttingen bekannt gab. Der Umsatz sank von Januar bis Juni um rund 16 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro. "Die erste Jahreshälfte war durchgängig von den Nachwirkungen der Pandemie geprägt", erläuterte Kreuzburg. Dabei beschleunigte sich der Rückgang der Aufträge und Erlöse nach einem bereits schwachen Jahresauftakt im zweiten Quartal noch weiter. Insgesamt fiel die Halbjahresbilanz damit noch schwächer aus als am Markt bereits befürchtet. Die Aktie geriet zunächst kräftiger unter Druck, dämmte die Verluste zuletzt aber auf etwa ein halbes Prozent ein.

Sartorius beliefert unter anderem die biopharmazeutische Industrie und Labore. Viele der Kunden hatten in der Pandemie aus Sorge um angespannte Lieferketten Vorräte angelegt, nun versorgen sie sich aus diesen Beständen. Auch halten sich laut Sartorius die Unternehmen mit Investitionen zurück, weil sie selbst nicht ausgelastet seien.

Diese Situation macht sich besonders in der Biotechnologiesparte bemerkbar, die in der Pandemie stark von der Nachfrage der Impfstoffforscher und -hersteller profitiert hatte. Diese Sonderkonjunktur hat mittlerweile ein Ende. Der Umsatz des Geschäftsbereichs ging im ersten Halbjahr um knapp 18 Prozent zurück.

In der Laborsparte betrug das Minus im selben Zeitraum rund 8 Prozent, dämpfend wirkte sich neben der allgemein schwächeren Nachfrage das wegfallende Geschäft mit Komponenten für Corona-Tests aus. Vor allem im amerikanischen Raum verzeichnete die Sparte einen deutlichen Rückgang, dort war nach Konzernangaben das Umfeld für kleine und mittelgroße Biotech-Unternehmen zuletzt sehr schwierig gewesen.

Konzernweit fielen die Einbußen beim Gewinn noch deutlicher aus als beim Umsatz, auch weil höhere Kosten belasteten. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verringerte sich um über ein Viertel auf knapp 517 Millionen Euro. Der auf die Aktionäre entfallende bereinigte Gewinn kam bei 202,5 Millionen Euro heraus, das waren etwa 40 Prozent weniger als noch vor einem Jahr.

Sartorius rechnet inzwischen für das Jahr mit einem Umsatzrückgang im niedrigen bis mittleren Zehn-Prozent-Bereich. Inklusive der kürzlich abgeschlossenen Übernahme des französischen Unternehmens Polyplus sollen Zukäufe nun zwei Prozentpunkte zur Umsatzentwicklung beitragen. Die operative Marge (bereinigte Ebitda-Marge) wird bei etwa 30 Prozent erwartet - im ersten Halbjahr war sie auf 29,8 (Vorjahr: 33,9) Prozent gefallen./tav/lew/jha/

Quelle: dpa-Afx