BONN (dpa-AFX) - Die Hauptversammlung der Deutschen Telekom
Der Hintergrund: Der 60-jährige Appel will gut ein Jahr lang eine Doppelfunktion wahrnehmen und auf dem Chefsessel der Post bleiben und zugleich an der Spitze des Telekom-Aufsichtsrats stehen. Bei etlichen Aktionärsvertretern kam das nicht gut an. Sie warnten vor einer zeitlichen Überbelastung Appels und verwiesen darauf, dass ein Regelwerk zur guten Unternehmensführung von so einer Doppelfunktion abrate.
Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Deka Investment etwa betonte: "Selbst für den besten Manager sind diese beiden Mandate zu viel." Und auch Henrik Pontzen von der Fondsgesellschaft Union Investment sagte, Appel könne nicht gleichzeitig Post-Chef und Telekom-Chefkontrolleur sein. "Auch wenn es nur vorübergehend ist: zwei Spitzenposten sind einer zu viel." Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) übte ebenfalls Kritik.
Appel selbst verteidigte auf der Hauptversammlung seine Kandidatur. Er kündigte an, er werde in Kürze einen Teil seiner Aufgaben bei der Post abgeben, um genug Zeit für sein Aufsichtsratsmandat bei der Telekom zu haben. Außerdem habe er in der Vergangenheit schon mehrfach ähnliche Doppelbelastungen bewältigt - etwa als er in der Finanzkrise gleichzeitig Postchef und Aufsichtsratsvorsitzender der Postbank gewesen sei.
Auch der scheidende Telekom-Aufsichtsratschef Ulrich Lehner verteidigte die Berufung Appels. Der Postchef sei "eine außerordentlich qualifizierte Besetzung" für den Posten. "Verfügbare Kandidaten dieses Kalibers sind rar." Der deutsche Corporate-Governance-Kodex zur Unternehmensführung lasse außerdem in Ausnahmefällen eine solche Lösung zu. Die Entscheidung für Appel sei vernünftig und richtig.
Eine eher untergeordnete Rolle spielte bei dem Aktionärstreffen der Ukraine-Krieg. Die Telekom sei davon nur wenig betroffen - auch nicht durch Russland-Sanktionen, betonte Konzernchef Tim Höttges. Denn der Konzern habe in Russland kein eigenes Geschäft betrieben. Allerdings beschäftigte die Telekom dort zuletzt rund 2000 Software-Entwickler. Ihnen habe der Konzern inzwischen angeboten, außerhalb Russlands für den Konzern weiter zu arbeiten. "Sie können von anderen Ländern aus für uns tätig sein. Und ein Großteil der Beschäftigten hat dieses Angebot bereits angenommen und das Land verlassen", sagte Höttges./rea/DP/zb
Quelle: dpa-Afx