VENLO/HILDEN (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie spielt dem Biotechunternehmen Qiagen
Die Qiagen-Aktie hatte zunächst vom angehobenen Ausblick profitiert, konnte ihre Gewinne aber nicht halten und stand am Nachmittag zuletzt mit rund einem halben Prozent im Minus.
Qiagen war in der Corona-Pandemie zu einem wichtigen Anbieter von Testkits und entsprechenden Geräten aufgestiegen. Das Unternehmen stockte seine Kapazitäten deutlich auf. Seien zunächst vor allem manuell zu handhabende DNA-Testkits nachgefragt worden, geht der Trend laut Bernard nun zu automatisierten Diagnostik-Lösungen. Qiagen hat für die Analyse auf das Sars-Cov-2-Virus, den Auslöser der schwerwiegende Krankheit Covid-19, beides im Programm.
Die hohe Nachfrage etwa nach dem Testgerät QiastatDx bringt das Unternehmen gerade sogar in die Bredouille: Denn Qiagen kommt mit der Produktion der entsprechenden Kartuschen derzeit nicht nach. Das Unternehmen hofft, den Engpass im ersten Halbjahr 2021 beenden zu können.
Die angehobene Prognose für 2020 sieht vor, dass der Umsatz währungsbereinigt im laufenden Jahr um ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahreswert (1,5 Mrd Dollar) wachsen soll. Beim Gewinn pro Aktie (EPS) zielt das Unternehmen auf ein Plus von 45 Prozent, nach 1,43 Dollar vor einem Jahr. Im vierten Quartal rechnet Qiagen mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 24 bis 27 Prozent und einem bereinigten Gewinn je Aktie von 0,58 bis 0,60 Dollar.
Im abgelaufenen dritten Quartal hatte Qiagen dank der hohen Nachfrage nach seinen Testprodukten den Umsatz währungsbereinigt um 26 Prozent auf knapp 484 Millionen Dollar gesteigert. Aber auch in anderen Produktgruppen außerhalb des Covid-19-Geschäfts habe sich die Dynamik verbessert, so Bernard. Der Gewinn je Aktie stieg bereinigt um Währungs- und Sondereffekte um 61 Prozent auf 0,58 Dollar.
Rückgänge muss Qiagen wegen der Pandemie hingegen derzeit bei Quantiferon hinnehmen. Zuletzt hätten sich die Geschäfte mit dem wichtigen Tuberkulose-Test aber wieder gebessert, so Bernard. 2021 dürfte das 2019er-Niveau wieder erreicht sein.
Dass Qiagen in der Krise zu den Gewinnern zählt und seine Prognose anhebt, erschien vor gut einem Jahr noch kaum vorstellbar: Damals musste das Unternehmen seine Prognosen wegen Problemen bei seiner Genanalyse-Technologie NGS zweimal senken und stand in der Folge kurz davor, von einem größeren Anbieter geschluckt zu werden. Doch der geplante Zukauf durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific scheiterte im vergangenen August am Widerstand der Qiagen-Aktionäre.
Der Vorstand will nun das Wachstum auf eigene Faust vorantreiben. Mit den derzeitigen Investitionen in die wichtigsten Pfeiler des Konzerns bereite sich Qiagen für die Zeit nach Covid-19 vor, betonte Unternehmenschef Bernard. Dafür war Qiagen erst kürzlich selbst auf Einkaufstour gegangen und hatte sich für knapp eine Viertelmilliarde Euro die restlichen rund 80 Prozent der Anteile am US-Diagnostikspezialisten NeuMoDx geschnappt. Über den Deal kann Qiagen dessen Geräte nun auch in den USA verkaufen. Zudem soll es künftig eine weiteres Diagnostikgerät für die sogenannte PCR-Gendialyse-Technologie geben./tav/men/he
Quelle: dpa-Afx