BERLIN (dpa-AFX) - Das Geschäft mit den schönsten Wochen des Jahres brummt wieder. Die Menschen in Deutschland sind in Reiselaune trotz Konjunkturflaute, Inflation und Streikwellen bei Bahn und Lufthansa
Mehr Menschen als im vergangenen Jahr möchten Umfragen zufolge in diesem Jahr verreisen. Nach Angaben des DRV teilten bei einer aktuellen GfK-Umfrage 79 Prozent (plus 2 Prozentpunkte) mit, eine Urlaubsreise zu planen. Zudem wollen 25 Prozent mehr oder wesentlich mehr dafür ausgeben als 2023. Gespart wird nach Erkenntnissen der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) eher in anderen Bereichen. "Die eine lange Reise gehört für die meisten im Leben dazu", sagte der Studienleiter der FUR-Reiseanalyse Ulf Sonntag jüngst.
Mit Stand Ende Januar haben dem DRV zufolge 24 Prozent mehr Menschen in Deutschland eine Veranstalterreise für diesen Sommer gebucht als ein Jahr zuvor. Der Umsatz mit Pauschalreisen oder Bausteinreisen, deren einzelne Elemente wie Hotel und Flug individuell zusammengestellt werden können, lag um 30 Prozent über dem Vorjahr. Der Rekordsommer 2019 vor der Corona-Pandemie wird beim Umsatz bislang um 11 Prozent übertroffen, auch wegen gestiegener Preise. Die Zahl der Gäste hinkt gegenüber 2019 dagegen noch um 17 Prozent hinterher.
Mit Blick auf die geplanten Streiks bei der Bahn und bei Lufthansa in der ITB-Woche sagte Fiebig: "Das ist kein gutes Bild, das aus Deutschland in die Welt getragen wird". Die Ausstände schadeten der gesamten Wirtschaft und dem Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland.
DRV-Präsident Fiebig erwartet im Gesamtjahr ein "signifikantes" Umsatzwachstum, auch wenn es nicht in dem bisherigen Tempo weitergehen dürfte. Zugleich werde die Lücke bei der Kundenzahl gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 kleiner.
"Die Sehnsucht nach Sonne und Strand ist auch aktuell wieder sehr groß", sagte auch DER Touristik-Zentraleuropa-Chef Ingo Burmester. Die Zahl der Gäste aus Deutschland für den Sommer liegt nach seinen Angaben (Stand: Mitte Februar) bislang 33 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraumes. Der Buchungsumsatz stieg um 47 Prozent. "Wir sehen also, dass die Nachfrage weiter zunimmt; Reisen bleibt auch 2024 Priorität".
Branchenprimus Tui
Beliebteste Reiseziele für den Sommer sind dem Reiseverband zufolge aktuell die Türkei, gefolgt von Spanien und Griechenland. Billiger dürfte Reisen in der Summe in diesem Jahr aber nicht werden. Der Flughafenverband ADV kritisierte die geplante Anhebung der Ticketsteuer im Flugverkehr. Allein von 2019 bis 2024 seien die staatlich veranlassten Belastungen für den Flughafenstandort Deutschland um mehr als 50 Prozent gestiegen. "Das ist ein fatales Signal für Reisende und Tourismusunternehmen", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.
Im vergangenen Reisejahr 2022/23, das am 31. Oktober endete, erholte sich Branche von dem Einbruch in der Corona-Pandemie. "Die Deutschen haben fast 10 Milliarden Euro mehr als vor der Pandemie für das Reisen ausgegeben", berichtete der DRV-Präsident.
Für ihre Trips mit mindestens einer Übernachtung, die vor Reiseantritt gebucht wurden, gaben die Bundesbürger 2022/23 demnach 79 Milliarden Euro aus. Gegenüber dem Rekordwert von 69,5 Milliarden Euro im Vor-Corona-Jahr 2018/19 nahmen die Ausgaben um 14 Prozent zu, auch weil die Preise zulegten.
Der Umsatz mit Pauschal- und Bausteinreisen stieg 2022/23 den Angaben zufolge im Vergleich zum Reisejahr davor um 31 Prozent auf 37,3 Milliarden Euro. Gefragt waren auch Auslands- und Fernreisen sowie Kreuzfahrten nach den deutlichen Rückgängen in der Pandemie.
Der internationale Tourismus dürfte der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) zufolge im laufenden Jahr das Niveau vor der Pandemie wieder erreichen. Erste Schätzungen deuteten auf ein Wachstum von zwei Prozent über dem Niveau von 2019 hin. Positiv sind die Erwartungen für Europa, unter anderem weil in Frankreich im Juli und August die Olympischen Sommerspiele 2024 stattfinden.
Im vergangenen Jahr erreichte der weltweite Tourismus mit geschätzt rund 1,3 Milliarden internationaler Gästeankünfte demnach 88 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Kräftige Zuwächse gab es den Angaben zufolge unter anderem in Europa und im Nahen Osten, zum Beispiel in Katar und Saudi-Arabien.
Die ITB (5. bis 7. März) wird am Montagabend (18.00 Uhr) offiziell eröffnet. Gastland ist in diesem Jahr Oman./mar/DP/nas
Quelle: dpa-Afx