BASEL (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Roche schaut auf ein solides erstes Halbjahr zurück. Die Geschäfte laufen so gut, dass der Konzern nun seinen Gewinnausblick für das Gesamtjahr anhebt. Wie Roche am Donnerstag mitteilte, lag der Gruppenumsatz mit 29,8 Milliarden Franken (31 Mrd Euro) auf Vorjahresniveau. Zu konstanten Wechselkursen dagegen stieg er um 5 Prozent. Unter Ausklammerung der Covid-19-Verkäufe hätten die Verkäufe gar um 8 Prozent zugenommen. Dabei zeigte insbesondere das zweite Quartal eine beschleunigte Wachstumsdynamik mit einem Plus von währungsbereinigt 9 Prozent. Die Aktie legte auch nach dem guten Lauf der letzten Wochen zu.

Am Vormittag gewann der Genussschein in der Spitzengruppe des Stoxx Europe 50 rund 2,4 Prozent auf 280 Franken. Zum Tief im Mai war er weniger als 213 Franken wert gewesen. Im laufenden Jahr haben die Anleger bisher ein Kursplus von fast 15 Prozent in der Depotübersicht.

Analysten zeigten sich in ihren ersten Kommentaren angetan. Die Experten von Barclays sprachen von einem "starken" Ergebnis sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn. Die Fachleute von Jefferies hoben vor allem die gestiegene Profitabilität im Pharmageschäft hervor. Die Kernmarge liege mit 50,4 Prozent deutlich über den Erwartungen. Auch die UBS lobte den starken Kern-Betriebsgewinn der wichtigen Pharmasparte. Goldman Sachs sah eine "starke Kostenkontrolle".

Überraschend für die meisten Experten kam die Anhebung des Gewinnausblicks. Roche ist für seine vorsichtigen Prognosen bekannt. Der erhöhte Gewinnausblick dürfte die Konsensschätzung nach oben treiben, so die Einschätzung am Markt.

Die gewichtige Pharmasparte erzielte im ersten Halbjahr Umsätze von 22,6 Milliarden Franken, ein Plus von einem Prozent. Das Geschäft sei von einer anhaltend hohen Nachfrage nach neueren Medikamenten getragen worden. Hauptsächlich das Augenmedikament Vabysmo habe sich erneut als wichtigster Wachstumstreiber erwiesen.

Mit seinen Diagnostika setzte Roche 7,2 Milliarden um (minus ein Prozent). Vor allem diese kleinere Sparte hatten zu Corona-Zeiten wegen der Tests einen Höhenflug gesehen.

Unter dem Strich blieb ein Konzerngewinn (IFRS) von 6,7 Milliarden übrig, ein Minus von 11 Prozent zur Vorjahresperiode. Der Rückgang sei vornehmlich auf die Wertminderung von immateriellen Vermögenswerten für Produkte und Technologien in der Forschung und Entwicklung infolge strategischer Entscheidungen zurückzuführen.

Der operative Kerngewinn, auf den Analysten vornehmlich schauen, stieg dagegen um 4 Prozent auf 11,3 Milliarden. Roche begründet den Anstieg mit der Umsatzentwicklung und seinem Kostenmanagement. Mit den ausgewiesenen Zahlen hat Roche die durchschnittlichen Analystenschätzungen leicht übertroffen.

Ausgehend vom Halbjahresergebnis erhöht der Pharmakonzern seinen bisherigen Gewinnausblick für das Gesamtjahr. So soll der Kerngewinn je Anteilsschein nun im hohen einstelligen Prozentbereich steigen, bisher stand der mittlere einstellige Prozentbereich im Plan. Für den Umsatz geht das Management zu konstanten Wechselkursen weiter von einem Anstieg im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. Die Gruppe ist nach wie vor bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

Mit Blick auf die erwarteten Einflüsse durch die wegfallenden Covid-Verkäufe erwartet Roche weiterhin einen negativen Einfluss auf den Umsatz von 1,1 Milliarden Franken. Dagegen dürfte sich die Umsatzerosion durch Nachahmer etwas weniger stark auswirken. Hier hat Roche die Prognose auf minus 1,4 Milliarden angepasst. Zuletzt war der Konzern noch von 1,6 Milliarden ausgegangen./hr/gab/AWP/men

Quelle: dpa-Afx