BASEL (dpa-AFX) - Beim Pharmakonzern Roche
"Die Coronavirus-Pandemie stellt weiterhin eine enorme weltweite Herausforderung dar", schilderte Roche-Chef Severin Schwan die Situation. Im Mai sei der Umsatz wegen des Lockdowns um 15 Prozent zurückgegangen. Im Juni sei Roche dann aber wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt und dieser Trend habe sich auch in den ersten Juli-Wochen fortgesetzt. Daher sei er auch für die zweite Jahreshälfte zuversichtlich und bestätigt die Jahresprognose.
Am Aktienmarkt sorgte das Zahlenwerk nicht für Begeisterung. Die Aktie gab im frühen Handel um mehr als zwei Prozent nach. Die gute Kostenkontrolle des Schweizer Pharmakonzerns gleiche aber die coronabedingte Verfehlung auf der Umsatzseite im ersten Halbjahr aus, schrieb Analyst Keyur Parekh in einer Schnelleinschätzung. Der bestätigte Ausblick sei günstig.
Besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen war im ersten Halbjahr die Pharmasparte. Der Umsatz ging hier um 4 Prozent auf 23,2 Milliarden Franken zurück. In der Hochphase der Corona-Krise waren Patienten seltener zum Arzt gegangen und auch die Krankenhäuser hatten ihre Betten vor allem für Corona-Patienten und Notfälle reserviert. Dies habe sich vor allem auf die Umsätze mit Medikamenten wie Ocrevus zur Behandlung von Multipler Sklerose, Hemlibra für Bluter oder auch das Augenmittel Lucentis ausgewirkt.
In der Diagnostics-Sparte schrumpften die Umsätze im Berichtszeitraum um 3 Prozent auf 6,1 Milliarden Franken. Während das Unternehmen mit der Routinediagnostik weniger umsetzte, da viele Patienten regelmäßige Gesundheitschecks verschoben hatten, legten die Erlöse in der Covid-19- und Notfalldiagnostik zu. Roche hatte im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus auch entsprechende Tests entwickelt. "Nach wie vor übersteigt die Nachfrage das Angebot aber bei Weitem", so der Sparten-Chef Thomas Schinecker. Zwar seien die Kapazitäten bereits deutlich hochgefahren worden, man werde aber in den kommenden Monaten daran arbeiten, sie noch weiter auszubauen.
Abgesehen von den Umsatzeinbussen sei es sonst aber in den ersten sechs Monaten zu keinen nennenswerten Unterbrechungen in den Lieferketten gekommen, wie Roche weiter mitteilte. Und auch bei den geplanten Einführungen von Medikamenten oder den Einreichungen von Zulassungsanträgen und Starts von Zulassungsstudien liege man im Plan.
Unter dem Strich blieb in den ersten sechs Monaten ein Konzerngewinn von 8,5 Milliarden Franken übrig. Das waren fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Der bereinigte operative Gewinn der sogenannte Kerngewinn ging um zwei Prozent auf 11,8 Milliarden zurück. Sowohl bei Umsatz als auch bei den Ergebnissen verfehlte Roche die Erwartungen der Analysten.
Im Gesamtjahr 2020 soll der wechselkursbereinigte Umsatz weiterhin im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, der Kerngewinn je Aktie soll ungefähr im gleichen Tempo zulegen. Auch die Dividende soll 2020 weiter steigen./mne/AWP/knd/mis
Quelle: dpa-Afx