BASEL (dpa-AFX) - Der Pharmariese Roche
Die Roche-Aktie verlor im frühen Donnerstagshandel mehr als zwei Prozent und war damit einer der schwächsten Werte im Leitindex SMI
Auch Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan bemängelte in einer ersten Reaktion den schwachen Ausblick von Roche - seiner Meinung nach dürften die Markterwartungen an dieses Jahr nun um rund fünf Prozent sinken.
Für das laufende Geschäftsjahr erwarte der Vorstand einen "deutlichen Rückgang" der Covid-Umsätze um rund fünf Milliarden Franken, teilte das Unternehmen zur Zahlenvorlage in Basel mit. Auf Konzernebene geht das Management zu konstanten Wechselkursen von einem rückläufigen Konzernumsatz im niedrigen einstelligen Prozentbereich aus. Das bereinigte Ergebnis je Aktie (bereinigtes EPS) dürfte ebenfalls im niedrigen einstelligen Prozentbereich zurückgehen.
Einen Jobabbau dürfte es unterdessen nicht geben. Das Unternehmen habe in der Pandemie vor allem auf zeitlich befristete Arbeitsverträge gesetzt, erläuterte der zu Mitte März scheidende Konzernchef Severin Schwan in einer Konferenz mit Journalisten. Die Covid-19-Verkäufe ausgeklammert rechnet die Roche-Führung ohnehin "mit einem soliden zugrundeliegenden Verkaufswachstum" in beiden Sparten.
Im vergangenen Jahr legte der Konzernumsatz um ein Prozent auf 63,3 Milliarden Franken (63,4 Mrd Euro) zu, zu konstanten Wechselkursen betrug das Wachstum zwei Prozent. Damit lag Roche im Rahmen seiner eigenen Erwartungen.
Während die Pharmasparte vor allem dank neuerer Arzneien etwas mehr umsetzte, stagnierte der Erlös im Diagnostik-Geschäft - der Geschäftsbereich hatte 2021 mit den zahlreichen Corona-Tests allerdings auch überdurchschnittlich stark von der Pandemie profitiert. Bei konstanten Wechselkursen kletterte der Umsatz der Diagnostik-Sparte aber um drei Prozent hoch. Beide Geschäftsbereiche zusammengenommen gingen die Corona-Umsätze bereits 2022 um rund 1,1 Milliarden Franken zurück.
Als Belastung in der Pharmasparte kam noch die Umsatzerosion durch biotechnologisch hergestellte Nachahmerprodukte (Biosimilars) für die altgedienten Medikamente Mabthera, Avastin und Herceptin hinzu. Allein mit diesen drei Arzneien büßte Roche laut Mitteilung 1,9 Milliarden Franken Erlös ein. 2023 dürfte die Biosimilar-Konkurrenz mit rund 1,6 Milliarden Franken negativ zu Buche schlagen, ergänzte Firmenlenker Schwan.
Auch das schwierige Thema Alzheimer sprach Schwan an. Der Konzern war im vergangenen Jahr mit der Suche nach einem entsprechenden Medikament in einer viel beachteten Studie krachend gescheitert. "Wir müssen aus diesem Misserfolg lernen", sagte der Manager und verwies auf weitere laufende Studienprogramme zu Alzheimer.
Unter dem Strich ging der Konzerngewinn von Roche im vergangenen Jahr auf 13,5 Milliarden Franken zurück, nach 14,9 Milliarden im Jahr 2021. Ausschlaggebend für die Einbußen waren den Angaben zufolge Wertminderungen sowie höheren Zinskosten und Steuern. Das bereinigte Betriebsergebnis, das Analysten als Richtgröße nutzen, stieg um ein Prozent auf knapp 22,2 Milliarden Franken - die Branchenkenner hatten hier allerdings etwas mehr auf dem Zettel, während sich der Umsatz etwa im Rahmen der Erwartungen bewegte.
Den Aktionären stellt Roche nun eine auf 9,50 Franken erhöhte Dividende in Aussicht. Ein Jahr zuvor hatte es 9,30 Franken je Aktie gegeben.
Ferner verkündete der Schweizer Arzneimittelhersteller einen Personalwechsel: Demnach soll Teresa Graham Anfang März neue Pharmachefin werden. Der bisherige Spartenlenker Bill Anderson hatte den Konzern Ende 2022 verlassen. Bis zum Amtsantritt der Managerin wird der designierte Konzernchef Thomas Schinecker Roche Pharmaceuticals interimistisch leiten, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag hieß.
Mit Graham hat Roche eine interne Lösung gefunden. Die 49-Jährige ist seit 2005 für das Unternehmen tätig, zuletzt war sie für die weltweite Produktstrategie der Pharmasparte verantwortlich./tav/hr/AWP/ngu/mis
Quelle: dpa-Afx