TAUFKIRCHEN (dpa-AFX) - Der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt
"Das erste Halbjahr unterstreicht, dass Hensoldt den vor unserer Industrie liegenden Kraftakt aus einer Position der Stärke heraus angeht", sagte Konzernchef Thomas Müller laut Mitteilung. "Mit der parlamentarischen Verabschiedung des Sondervermögens und des erhöhten Verteidigungshaushalts für 2023 ist eine wichtige Grundlage gelegt, die Bundeswehr zu einer zukunftsorientierten Armee zu ertüchtigen, und entsprechende Ausschreibungen laufen aktuell an." Aufgrund der für den Konzern günstigen Aussichten erhöhte er die Prognose für den Auftragseingang.
Beim Verhältnis Auftragseingang zum Umsatz (Book-to-bill-ratio) werde im laufenden Jahr jetzt ein Wert von 1,1 bis 1,2 erwartet. Bisher hatte das Unternehmen mehr als 1,0 in Aussicht gestellt. Die übrigen Prognosen wurden bestätigt. So soll der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro zulegen. Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde ein Wert von 285 bis 300 (2021: 261) Millionen Euro erwartet. Zudem wurden die Ziele für den Abbau der Schulden und die geplante Dividendenzahlung bestätigt.
Bei den Aufträgen rechnet der Konzern also rechnerisch mit einem Anstieg auf bis etwas mehr als zwei Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr sammelte der Konzern neue Aufträge im Volumen von 948 Millionen Euro. Das waren zwar deutlich weniger als im ersten Halbjahr 2021 - damals hatte aber alleine Auftrag für das Großprojekt Pegasus, einem System zur elektronischen Signalaufklärung aus der Luft, 1,25 Milliarden Euro gebracht. Bereinigt um diesen seien die Aufträge in den ersten sechs Monaten um zehn Prozent gestiegen.
Da der Auftragseingang im ersten Halbjahr höher als der Umsatz ausfiel, zog der Auftragsbestand auf knapp 5,4 Milliarden Euro an - das waren rund fünf Prozent mehr als Ende 2021. Mit dem Auftragsbuch ist der Umsatz auf Basis des für 2021 erwarten Werts mehr als drei Mal gedeckt - und die neuen Aufträge der von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende Februar verkündeten Zeitenwende mit Blick auf die Ausrüstung der Bundeswehr stehen ja noch aus.
Die US-Bank JPMorgan bestätigte nach den Zahlen ihre "Overweight"-Einstufung für das Papier. Das Kursziel liege weiter bei 30 Euro. Das operative Ergebnis habe die Erwartungen solide übertroffen, schrieb JPMorgan-Analyst David Perry. Die Jahresziele seien weitgehend unverändert geblieben. Einige hatten sich allerdings etwas mehr erhofft. Das Papier gab in der Spitze achteinhalb Prozent auf 24,15 Euro nach. Zuletzt konnte die Aktie die Verluste auf rund 5 Prozent etwas eindämmen und kostete damit noch 25 Euro.
Damit liegt das vom Finanzinvestor KKR an die Börse gebrachte Papier rund fünf Euro oder 15 Prozent unter seinem Rekordhoch, das es im März erreicht hatte. Seit dem Start des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar hat sich der Börsenwert des Unternehmens wegen der Aussicht auf mehr Aufträge auf 2,7 Milliarden Euro aber immer noch mehr als verdoppelt. Damit gehört die Hensoldt-Aktie neben den Papieren des Autozulieferers und Waffenhestellers Rheinmetall
Quelle: dpa-Afx