GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr will der Pharma- und Laborausrüster Sartorius
Zuletzt ging es für den Kurs um gut neun Prozent auf 329,90 Euro nach oben. Nach dem bislang schwachen Jahresstart knüpften die Papiere damit an die Erholung gegen Ende 2023 an, trotz derer sie im Gesamtjahr fast zehn Prozent verloren hatten - nach einem Minus von knapp 38 Prozent 2022. Allerdings war der Aktienkurs zuvor vor allem von der Corona-Pandemie getrieben. Ende 2019 waren die Aktien noch für weniger als 200 Euro zu haben, Ende 2018 für knapp 110 Euro. Bis zum Rekordhoch von knapp 632 Euro aus dem Jahr 2021 fehlt auch nach der jüngsten Erholung noch viel.
Der Sartorius-Lenker hatte bereits vor Monaten für das laufende Jahr eine Rückkehr zu Wachstum in Aussicht gestellt. Konkret wird nun für 2024 ein Umsatzwachstum im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich angepeilt. Die Profitabilität soll gemessen an der operativen Ertragsmarge (bereinigte Ebitda-Marge) wieder auf etwas über 30 Prozent steigen. Dabei klammert der Dax
Im vergangenen Jahr war die Marge auf 28,3 Prozent zurückgegangen, nachdem sie 2022 noch bei 33,8 Prozent gelegen hatte. Seinerzeit war der Konzern schon nah an sein ursprünglich für 2025 gestecktes Mittelfristziel von etwa 34 Prozent herangerückt. Diesen Wert will Sartorius nun im Jahr 2028 erreichen. Der Umsatz soll bis 2028 ein durchschnittliches Wachstum im unteren zweistelligen Prozentbereich erreichen, davon dürften Übernahmen etwa ein Fünftel beisteuern.
Ursprünglich hatte Sartorius schon bis zum kommenden Jahr den Umsatz auf 5,5 Milliarden Euro steigern wollen, mit Blick auf dieses Ziel sei der Konzern nun "rund eineinhalb Jahre später dran", sagte der Sartorius-Chef. Die in der Pandemie deutlich angehobene Prognose sei ein Stück zu hoch gewesen, räumte er ein.
2023 umschrieb Kreuzburg als ein "sehr ungewöhnliches und herausforderndes Jahr in unserer Industrie". Viele Kunden bauten ihre Bestände wieder ab, die sie zuvor in den Boomjahren der Pandemie vorsorglich deutlich aufgestockt hatten. Zudem fiel bei Sartorius das Russland-Geschäft weg und der Konzern erlebte eine laut Kreuzburg "ungewöhnlich schwache Nachfrage" aus China. Dies habe die Geschäftsentwicklung länger und ausgeprägter als ursprünglich prognostiziert beeinflusst.
Sartorius hatte im Jahresverlauf zweimal seine Ziele senken müssen, und erreichte letztlich diese Prognosen nur in etwa: Vorläufigen Berechnungen zufolge war der Auftragseingang in den vergangenen zwölf Monaten im Jahresvergleich um fast 24 Prozent auf knapp 3,1 Milliarden Euro eingebrochen und der Umsatz um 19 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro gesunken, wie Sartorius weiter mitteilte.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) lag mit knapp 963 Millionen Euro fast ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Die entsprechende operative Marge sank auf 28,3 Prozent, nach 33,8 Prozent ein Jahr zuvor. Damit traf der Konzern auch in etwa die Erwartungen am Markt. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss verringerte sich um fast die Hälfte auf 339 Millionen Euro.
Gemessen an den Zielen für 2024 dürfte das erste Halbjahr zunächst noch "moderat" ausfallen, führte Sartorius weiter aus. Der Abbau der Lagerbestände noch nicht vollständig abgeschlossen und nicht alle Abnehmer hätten wieder begonnen, bei Sartorius zu bestellen, erläuterte der Vorstandsvorsitzende. Zudem mache vor allem der Laborsparte das weiter schwächelnde China-Geschäft zu schaffen. Der Bereich dürfte daher in diesem Jahr weniger stark wachsen als das Biotech-Standbein.
Gemessen am Vor-Corona-Jahr 2019 ist Sartorius jedoch weit vorangekommen. Umsatz und Auftragseingang lägen trotz des Rückgangs 2023 weit darüber, wie Kreuzburg betonte. Auch mit Blick auf die Marktchancen zeigt er sich zuversichtlich. Schub erhofft sich Sartorius unter anderem im Biopharmazeutika-Geschäft. Bei den Marktanteilsgewinnen der vergangenen Jahre soll es deshalb nicht bleiben.
Nach dem jüngsten Abbau von rund 1300 Stellen sei mittelfristig wieder mit prozentual zweistelligen Wachstum der Belegschaft weltweit zu rechnen, ergänzte er. Dazu könnten unter anderem auch weitere Übernahmen beitragen, die generell zur Strategie des Unternehmens gehörten. Aktuell gebe es zwar keine Pläne für Zukäufe, so Kreuzburg, mittelfristig dürften Übernahmen aber wieder eine Rolle spielen.
Große Hoffnungen setzen die Göttinger auch auf das zunehmend wichtige Geschäft mit Zell- und Gentherapien. Mit dem milliardenschweren Polyplus-Zukauf im vergangenen Jahr - dem größten in der Unternehmensgeschichte - legte Sartorius hier den Grundstein für weiteres Wachstum. Die dadurch massiv gestiegene Verschuldung soll deutlich zurückgefahren werden. Dafür kämen generell auch Eigenkapitalmaßnahmen in Betracht, betonte Kreuzburg, einen Beschluss dazu gebe es aber nicht./tav/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx