HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler
Anleger hatten offenbar mit Schlimmerem gerechnet. Im nachbörslichen Handel auf der Plattform Tradegate reagierte der Kurs der Schaeffler-Vorzugsaktie zunächst mit einem Anstieg von mehr als einem Prozent, lag zuletzt aber nur noch 0,1 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs.
Die Schaeffler-Führung um Vorstandschef Klaus Rosenfeld rechnet für das laufende Jahr jetzt mit einem freien Barmittelzufluss von 500 bis 600 Millionen Euro, wenn man Ein- und Auszahlungen aus dem Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen herausrechnet. Schaeffler hatte seine ursprüngliche Prognose unter dem Eindruck der Corona-Pandemie Ende März ausgesetzt und war nur noch allgemein von Geschäftszahlen jeweils unterhalb der Vorjahreswerte ausgegangen.
Den stärksten Umsatzrückgang erwartet das Management in diesem Jahr im Geschäft mit der Autoindustrie, der mit Abstand größten Konzernsparte. Dort dürften die Erlöse nach jetziger Einschätzung um 13 bis 14,5 Prozent schrumpfen. Im Ersatzteilgeschäft rechnet Schaeffler lediglich mit mit einem Rückgang um 6,5 bis 8 Prozent, im Industriegeschäft um 9 bis 10 Prozent.
Auch beim Gewinn sind die Aussichten in der Kernsparte besonders mau. Die bereinigte Ebit-Marge wird in der Automobilsparte nach Einschätzung des Managements nur 1 bis 2 Prozent erreichen. Im Ersatzteilgeschäft soll sie bei 14,5 bis 15,5 Prozent liegen, im Industriegeschäft bei 7,5 bis 8,5 Prozent.
Die neue Prognose steht den Angaben zufolge unter der Voraussetzung, dass die Erholung in Schaefflers Absatzmärkten im vierten Quartal anhält. Zudem dürfe sich vor allem die Pandemie nicht erneut wesentlich negativ auf die Geschäftsentwicklung auswirken. Das Umfeld sei weiterhin von Volatilität und Unsicherheit geprägt, hieß es.
Schaeffler steckt mitten in einem kostspieligen Umbau- und Sparprogramm. Bis Ende 2022 wollen die Franken vor allem in Deutschland Tausende weitere Stellen abbauen, Schaeffler-Mitarbeiter protestierten heftig gegen die Pläne. Zudem hat das Unternehmen kürzlich die Voraussetzungen für eine mögliche Kapitalerhöhung geschaffen.
Die Schwäche der Autoindustrie hatte sich bei den Herzogenaurachern bereits vor der Pandemie bemerkbar gemacht. Im ersten Halbjahr traf die Virus-Krise den Zulieferer mit Wucht. Im dritten Quartal gab das China-Geschäft dem Konzern schließlich wieder Auftrieb./stw/he
Quelle: dpa-Afx