MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Digitalisierungsboom verleiht dem Chipindustrie-Zulieferer Siltronic
Im Fokus steht aktuell vor allem die geplante Übernahme durch den taiwanesischen Konkurrenten Globalwafers. Das Siltronic-Management steht dahinter, die Aktionäre sind allerdings selbst nach einer zweimaligen Aufstockung der Offerte nicht so recht überzeugt.
Die Taiwaner hatten ihr Angebot jüngst auf 145 Euro je Aktie aufgestockt, womit es knapp 4,4 Milliarden Euro schwer ist. Die Mindestannahmeschwelle liegt inzwischen nur noch bei 50 Prozent. Bis zum 10. Februar können sich die Anteilseigner überlegen, ob sie die Offerte akzeptieren. Eine weitere Nachbesserung schließt Globalwafers-Chefin Doris Hsu laut früheren Angaben aus, sie würde im Falle eines Scheiterns "alternative Wachstumspläne verfolgen".
Zuletzt hatten noch 13,05 Prozent der ausstehenden Aktien gefehlt. So hielten die Taiwaner zuletzt bereits selbst gut 6 Prozent an Siltronic. Zudem hatte Wacker Chemie
Im Gespräch mit der Anlegerzeitschrift "Euro am Sonntag" zeigte sich Hsu nun zuversichtlich, die Annahmeschwelle zu erreichen. Sie betonte auch die in ihren Augen guten Perspektiven. Zusammen mit Siltronic wolle Globalwafers zur Nummer 2 am Markt für Siliziumwafer aufsteigen. "Unser kombinierter Marktanteil läge bei etwa 25 bis 30 Prozent", sagte sie dem Blatt.
Ein Händler rechnet derweil damit, dass Globalwafers auch weitere Siltronic-Aktien an der Börse kaufen dürfte. Sie kosteten am Freitag zuletzt gut 141 Euro und blieben damit unter dem von Globalwafers gebotenen Preis. In den Augen der Investoren scheint damit ein Erfolg des Angebots durchaus nicht sicher zu sein. So scheinen nicht wenige Anleger dem bayerischen Unternehmen auch ohne einen Zusammenschluss reichlich zuzutrauen. Der jüngste Chipboom angesichts von Megatrends wie künstlicher Intelligenz, Elektromobilität und 5G stimmt sie optimistisch.
Analyst Constantin Hesse vom Investmenthaus Jefferies schrieb jüngst in einer Studie, die Branche stehe vor starken Jahren. Die derzeit ohnehin knappen Produktionskapazitäten für Siliziumwafer, aus denen dann Computerchips hergestellt werden, dürften schon bald vollständig ausgelastet sein. Im Zuge möglicher Werksneubauten dürften die Anbieter also umfangreiche Preiserhöhungen bei den Kunden durchsetzen können. Das sollte hohe Kosten für neue Fabriken während der Bauphase teilweise ausgleichen.
Eine positive Entwicklung zeigte sich zuletzt bereits bei den erzielten Durchschnittspreisen pro Waferfläche: Nachdem sie in den ersten neun Monaten 2020 noch unter Druck gestanden hatten, waren sie im Schlussquartal stabil. Dass der Konzernumsatz in den drei Monaten bis Ende Dezember dennoch fiel, lag auch am starken Euro. So wickelt die Chipbranche ihre Geschäfte vor allem in US-Dollar ab. Wertet der Euro zum Dollar auf, bleibt nach der Umrechnung von Dollar-Erlösen in Euro weniger übrig.
Auch wegen der im Jahresvergleich geringeren durchschnittlichen Verkaufspreise ging der Umsatz von Siltronic 2020 um rund fünf Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel um rund 16 Prozent auf 344 Millionen Euro, lag damit aber noch über der durchschnittlichen Analystenschätzung. Vom Umsatz blieben als Ebitda damit rund 28 Prozent.
Ein möglicher Einmalaufwand von gut 10 Millionen Euro für Beraterkosten, die bei einem Erfolg des Übernahmeangebotes durch Globalwafers anfallen würden, ist in den vorläufigen Ergebniskennziffern noch nicht enthalten.
Mehr Details zu den Zahlen und zur aktuellen Geschäftsentwicklung gibt es am 9. März bei der Vorlage endgültiger Geschäftszahlen./mis/tav/jha/
Quelle: dpa-Afx