MÜNCHEN (dpa-AFX) - Siemens Energy hat sich bei seiner ersten Hauptversammlung einer ganzen Reihe skeptischer Fragen zur Besetzung des Aufsichtsrats stellen müssen. Zahlreiche Aktionäre des im vergangenen Jahr von Siemens abgespaltenen Unternehmens befassten sich mit der Unabhängigkeit von Joe Kaeser. Der erst vor wenigen Tagen als Siemens-Chef abgetretene Manager ist Aufsichtsratschef bei Siemens Energy und soll diese Rolle auch weiterhin einnehmen.

"Die Wahl von Joe Kaeser hat durchaus ein Gschmäckle", kritisierte Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz. Siemens habe zu viel Macht im Aufsichtsrat. Das Unternehmen hält nach wie vor ein großes Aktienpaket an Energy. Auch Vera Diehl von der Fondsgesellschaft Union Investment kritisierte, dass Kaeser nicht unabhängig sei. Kaeser betonte dagegen, von Siemens unabhängig zu sein. "Ich selbst habe überhaupt keine Bindungen mehr zu Siemens", sagte er. Er werde ausschließlich im Interesse von Siemens Energy handeln.

Trotz der skeptischen Fragen wurde Kaeser mit deutlicher Mehrheit in den Aufsichtsrat gewählt. Er erhielt 92,6 Prozent Ja-Stimmen. Damit schnitt er allerdings ein Stück schlechter als die meisten der anderen Aufsichtsratsmitglieder ab.

Um ein zu großes Gewicht von Siemens im Aufsichtsrat zu verhindern, hat Siemens Energy die Funktion eines besonders unabhängigen Aufsichtsratsmitglieds eingeführt, die der Manager Hubert Lienhard übernimmt. Die Fondsgesellschaft Deka begrüßte diesen Schritt - er räume ihre Bedenken zur restlichen Besetzung des Aufsichtsrats aus./ruc/DP/fba

Quelle: dpa-Afx