DARMSTADT (dpa-AFX) - Die Software AG
Das Papier fiel gegen Mittag um 4,2 Prozent auf 21,98 Euro. Die leichte Aufwärtstendenz der vergangenen Tage vom Tief Mitte Oktober wurde damit jäh gestoppt. Der Kurs hat wie andere Werte aus der Techbranche ein schwaches Jahr - bis dato stehen 37 Prozent Kursverlust zu Buche.
JPMorgan
Bei dem geplanten Auftragseingang für die wichtige Sparte Digital Business, die vorwiegend Software zur Integration verschiedener IT-Systeme anbietet, liegen die Darmstädter nach neun Monaten nun über den Jahreszielen - allerdings scheute Unternehmenschef Brahmawar, die Ziele nach dem herben Dämpfer im zweiten Quartal gleich wieder hochzusetzen. "Die Nachfrage ist nicht das Problem, es geht vielmehr darum, den Kunden und seine Bedürfnisse zu verstehen", sagte er im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Nach dem zweiten Quartal waren wir zugegebenermaßen unzufrieden, nun kümmern wir uns um die Abarbeitung, um die Ziele zu erreichen."
Dabei gibt es genug Unwägbarkeiten im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld. Einige kleinere Anbieter wie der Linux-Spezialist Suse
"Die Kunden haben Probleme in der Lieferkette, der Inflationsdruck ist hoch. In Europa sind wir in einer Rezession. Aber unser US-Geschäft bleibt stark, und das ist unser größter Markt", sagte Brahmawar zu den eigenen Aussichten. "Wir sehen eine hohe Vertragserneuerungsrate, und im Datenbankgeschäft machen wir weiter gute Abschlüsse. Das vierte Quartal ist traditionell unser stärkstes." Daher fühlt sich der Manager auch bei der Margenprognose fürs Gesamtjahr wohl.
Der Konzernumsatz wuchs im dritten Quartal insgesamt auch wegen eines Zukaufs und dank des schwachen Euro um 12 Prozent auf 221,4 Millionen Euro. Gerade auf Schwächen in der Sparte mit Integrationssoftware reagieren Investoren am Markt häufig empfindlich. Dafür ergatterte das Unternehmen hier mehr Aufträge als gedacht - die Kunden buchten währungsbereinigt 26 Prozent mehr Software in der Sparte Digital Business als vor einem Jahr. Das Geschäft ist der erklärte Wachstumsträger des Unternehmens.
Bisher hatte das Management um Brahmawar auch eine konkrete Mittelfristprognose für das Jahr 2023 genannt, unter anderem sah diese einen Umsatzzuwachs auf eine Milliarde Euro und eine operative Marge von 25 bis 30 Prozent vor - damit sollte auch endlich die Ernte der investitionslastigen Vorjahre eingefahren werden. Konkret werden wollte Brahmawar für das kommende Jahr nun noch nicht, weil das Budget gerade erarbeitet werde.
"Wir fühlen uns derzeit wohl mit dem Wachstum aus eigener Kraft und dem, was wir mit Streamsets zugekauft haben", sagte der Manager im Gespräch. "Wir haben den ersten gemeinsamen Deal mit Streamsets abgeschlossen. Wir machen systematische Fortschritte bei Auftrags- und Umsatzwachstum. Das haben wir auch weiter fürs nächste Jahr vor: Bei Umsatz und Marge zulegen."
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen ging um 10 Prozent auf 29,9 Millionen Euro zurück. Das Unternehmen hatte bereits angekündigt, dass die Übernahme des Unternehmens Streamset das Ergebnis belasten würde.
Unter dem Strich fiel ein Nettoverlust von 10,8 Millionen Euro an, nach einem Gewinn von 16,25 Millionen vor einem Jahr. Unter anderem fielen deutlich höhere Vertriebsaufwendungen an, aber auch hohe Abschreibungen auf bei Übernahmen gezahlte Firmenwerte (Goodwill).
"Wir haben uns strategisch dazu entschlossen, den Beratungsbereich viel stärker auch zum Softwareverkauf zu nutzen - denn die Margen sind dort einfach höher", erklärte Brahmawar. "Aus der Partnerschaft und dem Outsourcing des nordamerikanischen Beratungsgeschäfts an das US-Unternehmen Persistent kommt diese Abschreibung."
Brahmawars Vertrag wurde vom Aufsichtsrat unterdessen bis 2026 verlängert. Derweil wird Finanzchef Matthias Heiden das Unternehmen Ende Dezember verlassen, um neue Aufgaben wahrzunehmen, wie es hieß. Er war seit Mitte 2020 an Bord. Seine Aufgaben übernimmt ab Januar Daniela Bünger. Sie kommt vom französischen IT-Dienstleister Atos
Quelle: dpa-Afx