MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Bausoftwarespezialist Nemetschek
Die in den vergangenen Monaten stark unter Druck geratene Aktie der Münchener verlor am Nachmittag 2,8 Prozent auf 59,02 Euro. Zu Jahresbeginn hatte das Papier noch um die 113 Euro gekostet, fiel aber mit der Skepsis von Tech-Investoren im Jahresverlauf im Tief bis unter 53 Euro. In den vergangenen Tagen pendelte der Kurs um die 60 Euro.
Der Bausoftwarespezialist habe im zweiten Quartal solide abgeschnitten, schrieb Analyst Mohammed Moawalla von Goldman Sachs. Er betonte jedoch die Konjunkturrisiken. Baader-Bank-Experte Knut Woller sprach von überzeugenden Resultaten im zweiten Quartal, welche die Firma in eine komfortable Ausgangslage hinsichtlich der Jahresziele bringe. Für Chandramouli Sriraman von Stifel war der beibehaltene Ausblick auch Ausdruck einer gewissen Vorsicht mit Blick auf die Umstellung auf das Abo-Erlösmodell bei der Tochter Bluebeam.
Im zweiten Quartal wuchs der Umsatz im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 203,8 Millionen Euro, wie Nemetschek mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit etwas weniger Erlös gerechnet. Währungsbereinigt fiel das Plus mit 16,4 Prozent wie bereits im ersten Quartal höher aus, als die Jahresprognose es mit 12 bis 14 Prozent in Aussicht stellt.
Die wichtige Marke Bluebeam stellt im zweiten Halbjahr im Verkauf auf ein Abonnement-Modell um, was den Erlös tendenziell zunächst belastet, weil große Lizenzumsätze ausbleiben und ratierlich bezahlt wird. "Durch den steigenden Anteil wiederkehrender Umsätze, der sich im zweiten Halbjahr durch die beginnende Umstellung bei unserer US-Marke Bluebeam noch weiter erhöhen wird, hat sich die Qualität unseres Geschäfts verbessert, es ist deutlich planbarer und resilienter geworden", sagte Padrines. In den Monaten April bis Juni wuchsen die Erlöse aus Software zur Miete und zur Nutzung über das Netz um über die Hälfte.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg im zweiten Quartal um 21,7 Prozent auf 68,6 Millionen Euro - rund die Hälfte des Anstiegs war auf den schwachen Euro zurückzuführen. Der Überschuss legte um 40,4 Prozent auf 46,5 Millionen Euro zu.
Nemetschek ist vor allem auf wesentliche Teile der Software im Bauwesen ausgerichtet, etwa mit Konstruktions-, Architektur- und Bauplanungssoftware. Diese Angebote machen den Löwenanteil des Geschäfts aus, die Sparten Design und Build stehen für über 80 Prozent des Gesamterlöses. Darüber hinaus gibt es auch Software zur Gebäudeverwaltung.
Allerdings wächst die Sparte mit Programmen für die Medien- und Unterhaltungsindustrie am schnellsten, im zweiten Quartal um rund die Hälfte. Hier bietet Nemetschek über die Tochter Maxon 3D-Animations- und Simulationssoftware unter anderem für die Videospiel- und Filmindustrie an.
Padrines sieht insgesamt in den Feldern Künstliche Intelligenz, bei sogenannten Digitalen Zwillingen in der Design- und Produktplanung sowie bei maschinellem Lernen und virtueller Realität große Wachstumschancen./men/mis/jha/
Quelle: dpa-Afx