FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Rückkehr der Reiselust und höhere Ticketpreise haben der Lufthansa
Am Finanzmarkt kamen die Neuigkeiten nur in den ersten Handelsminuten gut an. Die im MDax
Lufthansa-Chef Spohr sieht den Konzern nach dem Existenzkampf in der Corona-Pandemie wieder zurück in alter finanzieller Stärke. Im vergangenen Jahr erzielte die Lufthansa vor Sonderposten einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von knapp 2,7 Milliarden Euro - rund 76 Prozent mehr als im noch pandemiegeprägten Vorjahr. Nur in den Jahren 2017 und 2018 rund um die Pleite der damaligen Rivalin Air Berlin hatte der Konzern im Tagesgeschäft noch mehr verdient.
Anders als 2022 steuerte diesmal das Passagiergeschäft wieder den Löwenanteil zum Gewinn bei. Die konzerneigenen Passagier-Airlines kehrten mit einem bereinigten operativen Ergebnis von 2 Milliarden Euro in die schwarzen Zahlen zurück, nachdem sie im Vorjahr noch 300 Millionen Euro Verlust eingeflogen hatten. Den Töchtern Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings gelangen dabei Rekordergebnisse - ebenso der Wartungssparte Lufthansa Technik. Den zwischenzeitlich geplanten Teilverkauf der Wartungstochter hatte der Vorstand im Herbst abgeblasen.
Unterdessen konnte die Frachtsparte Lufthansa Cargo ihre Rekordergebnisse aus den Pandemiejahren nicht wiederholen. Hatte sie 2022 im Tagesgeschäft noch 1,6 Milliarden Euro verdient, steuerte sie diesmal nur 219 Millionen Euro bei. So stand durch die Erholung des Passagierverkehrs in aller Welt wieder viel mehr Platz in den Frachträumen der Passagierjets zur Verfügung. Die Preise für Luftfrachttransporte gingen daher deutlich zurück.
Flugtickets wurden hingegen erneut teurer, auch weil das Sitzplatzangebot der Fluggesellschaften mit der gestiegenen Nachfrage kaum Schritt halten konnte. So beförderten die Airlines des Lufthansa-Konzerns im vergangenen Jahr rund 123 Millionen Fluggäste und damit rund ein Fünftel mehr als im Jahr 2022. Die Durchschnittserlöse je Ticket wuchsen den Angaben zufolge um rund sechs Prozent.
Im laufenden Jahr dürfte sich dieser Trend nach Einschätzung des Vorstands jedoch nicht fortsetzen. Lufthansa-Chef Spohr rechnet im Passagiergeschäft mit höchstens stagnierenden Stückerlösen. Die durchschnittlichen Kosten je Sitzplatz sollen ebenfalls stabil bleiben - auch wenn das Bodenpersonal mit einem Streik an diesem Donnerstag und Freitag für höhere Gehälter kämpft und auch bei den Flugbegleitern ein Ausstand droht.
Auf Konzernebene peilt Spohr für 2024 einen bereinigten operativen Gewinn auf dem Niveau von 2023 an - und damit erneut etwa 2,7 Milliarden Euro. Dabei will er das gesamte Sitzplatzangebot mit weiteren neuen Flugzeugen weiter ausbauen. Dennoch dürfte es den Planungen zufolge nur rund 94 Prozent des Vor-Corona-Niveaus aus dem Jahr 2019 erreichen. Im vergangenen Jahr lag es den Angaben zufolge bei 84 Prozent. Für 2024 hatte der Vorstand ursprünglich 95 Prozent angepeilt.
Unterdessen dürfen die Aktionäre nach mehreren Nullrunden infolge der Pandemie für 2023 wieder mit einer Dividende rechnen. So verdiente der Konzern unter dem Strich fast 1,7 Milliarden Euro und damit gut doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Die Anteilseigner sollen eine Dividende von 30 Cent je Aktie erhalten. Das letzte Mal hatte die Lufthansa das Jahr 2018 einen Teil ihres Gewinns ausgeschüttet - damals lag die Dividende bei 80 Cent je Aktie.
Wegen der Rettung durch den deutschen Staat während der Corona-Pandemie und eine weitere Kapitalerhöhung zur Rückzahlung der Staatshilfen sind heute jedoch mehr als doppelt so viele Lufthansa-Aktien im Umlauf. Insgesamt schüttet die Lufthansa für 2023 daher fast so viel Gewinn aus wie für 2018./stw/mis/zb
Quelle: dpa-Afx