FRANKFURT (dpa-AFX) - Der für Freitag angekündigte Crew-Streik bei der Lufthansa -Tochter Discover hat erste Auswirkungen. Das Unternehmen hat zehn Flüge, die es eigentlich am Freitag für die Muttergesellschaft Lufthansa in München fliegen sollte, zurückgegeben. Dort bemüht man sich nach Angaben eines Sprechers, die Flüge anderweitig mit Flugzeugen und Besatzungen darzustellen. Noch unklar war hingegen am Donnerstagnachmittag, ob die aus Frankfurt geplanten Abflüge der Discover Airlines stattfinden können.

Man tue alles, um möglichst viele Passagiere an ihr Ziel zu bringen, betonte eine Discover-Sprecherin erneut. Ob Flüge gestrichen werden müssten, könne sie nicht sagen. Das Unternehmen hatte ursprünglich von rund 20 Abflügen aus Frankfurt im Streikzeitraum gesprochen. Auf dem Flugplan des Flughafens waren für Freitag 14 Starts gelistet, von denen einer nach Cancun in Mexiko gestrichen wurde. Von 15 geplanten Landungen sind zwei aus Cancun und Philadelphia abgesagt. Bestreikt werden grundsätzlich nur Abflüge aus Deutschland, was aber auch Folgen für Anschlussflüge haben kann.

Am Mittwochabend hatte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit ihre Mitglieder zu einem ganztägigen Streik am Freitag aufgerufen. Dem schloss sich später die Kabinengewerkschaft Ufo mit einem ebenfalls 24 Stunden langen Warnstreik an. Es geht um Erst-Tarifverträge in dem erst vor zweieinhalb Jahren gegründeten Ferienflieger mit derzeit 24 Flugzeugen. Das Zusammenwirken der Crews soll es dem Unternehmen erschweren, ausreichend Personal für die Flüge zu finden, hieß es in Gewerkschaftskreisen.

Das Unternehmen kritisierte am Donnerstag die Streikaufrufe scharf und bezeichnete sie als unnötige Eskalation. "Während die VC zuletzt jedes Angebot von Discover Airlines zur Fortsetzung der Gespräche kategorisch abgelehnt hat, ruft die Ufo in einem Unternehmen zum Warnstreik auf, mit dem sie zuvor noch kein einziges Gespräch geführt hat", erklärte eine Sprecherin. Man bedauere die Auswirkungen, die dieser Streik auf die Reisepläne der Reisenden haben werde.

Ufo-Verhandlungsführer Harry Jäger wies die Vorwürfe zurück. Seit Bestehen des Unternehmens habe das Management Gesprächswünsche der Ufo abgeblockt. Man sehe daher kein anderes Mittel mehr als den Warnstreik, um endlich gehört zu werden. Die Discover-Sprecherin sagte hingegen, dass im vergangenen September ein bereits fest verabredetes Treffen von der Ufo kurzfristig abgesagt worden sei. Das Unternehmen sei jederzeit gesprächsbereit.

Ein erster Warnstreik der Piloten am Tag vor Heiligabend war für die meisten Passagiere noch glimpflich verlaufen. Discover konnte die Flüge in Zeiten außerhalb des fünfstündigen Streikfensters verlegen. Bei einem längeren Ausstand könnte es hingegen eher zu Flugausfällen kommen. Lufthansa hatte nach dem überraschenden Warnstreik eine zusätzliche Vereinbarung zum Umgang untereinander verlangt - eine sogenannte Sozialpartner-Charta. Das wurde von der VC als Einschränkung der Tariffreiheit abgelehnt.

Der Ferienflieger der Lufthansa-Gruppe war im Corona-Sommer 2021 zunächst unter dem Namen "Eurowings Discover" gestartet und später in "Discover Airlines" umbenannt worden. Discover soll kostengünstiger als die Lufthansa-Kernmarke unterwegs sein und Ferienfliegern wie der Condor Konkurrenz machen.

In einer Urabstimmung hatten knapp 96 Prozent der VC-Mitglieder für einen Arbeitskampf gestimmt. Auch für die Kabinen-Crews gibt es bisher keinen Tarifvertrag. Dort verhandelt die Gewerkschaft Ufo, die bislang noch keine Urabstimmung durchgeführt hat./ceb/DP/jha

Quelle: dpa-Afx