BONN (dpa-AFX) - Im Tarifkonflikt bei der Post sind Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Die bis Dienstag geplanten Gespräche hätten begonnen, sagte ein Verdi-Sprecher am Montagmittag. Verdi fordert 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die 140 000 Beschäftigten in Deutschland, dem Bonner Konzern ist das viel zu viel. Es wird erwartet, dass die Firma nun ihr erstes konkretes Angebot vorlegt. In den vergangenen zwei Wochen hatten Tausende Postbeschäftigte vorübergehend ihre Arbeit niedergelegt, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.
Im Vorfeld der dritten Tarifrunde hatten beide Seiten betont, einen konstruktiven Dialog führen zu wollen. Man wolle Lösungen finden, "die nachhaltige Lohnsteigerungen mit einer langfristigen Perspektive verbinden und wirtschaftlich tragfähig sind", erklärte Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie. Dafür sei Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten nötig. "Wir setzen deshalb auf konstruktive und lösungsorientierte Gespräche in der nächsten Verhandlungsrunde."
Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis wertete die Warnstreiks der vergangenen Wochen an mehr als 300 Post-Standorten als "deutliches Zeichen an den Arbeitgeber". "Wir erwarten, dass er jetzt seine bisherige Haltung aufgibt und die Chance genutzt wird, ein gutes und nachhaltiges Tarifergebnis zu erzielen", sagte sie mit Blick auf die dritte Gesprächsrunde, die womöglich bis in die Nacht zu Mittwoch dauern wird.
Bisher liegen die Positionen in dem Tarifkonflikt noch weit auseinander. Während Verdi ein Plus von 5,5 Prozent bei einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten für machbar hält, ist das dem Bonner Konzern deutlich zu viel. Die Post hat nach Darstellung von Verdi Vorschläge gemacht, die ein Plus von 1,5 Prozent bedeuten würden.
Bei der letzten Tarifeinigung im April 2018 hatten sich beide Seiten auf eine zweistufige Anhebung geeinigt - im Oktober 2018 stiegen die Löhne und Gehälter um 3 Prozent und im Oktober 2019 um 2,1 Prozent.
Mit den Warnstreiks immer wieder in den vergangenen zwei Wochen hatte Verdi versucht, den Druck hochzuhalten. Tausende Beschäftigte machten mit, es kam zu Beeinträchtigungen bei der Sortierung und bei der Zustellung von Briefen und Paketen. Grob gesagt zwei Prozent der bundesweiten Brief- und Paketmenge blieben nach Firmenangaben an den Warnstreiktagen deswegen vorerst liegen. Sollte die dritte Verhandlungsrunde keine Einigung bringen, dürfte es zu weiteren Arbeitsniederlegungen kommen.
Aus den Oppositionsreihen im Bundestag bekam Verdi am Montag Unterstützung. Die Verdi-Forderung nach 5,5 Prozent mehr Geld für die Post-Beschäftigten sei "absolut berechtigt", sagte der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Pascal Meiser. Der Politiker appellierte an die Bundesregierung, ihren Einfluss geltend zu machen und ebenfalls auf ein sattes Lohnplus zu dringen. Meiser verwies darauf, dass der Bund noch immer größer Aktionär ist und daher Einfluss hat. Die staatliche KfW hält 21 Prozent am Stammkapital der Deutschen Post DHL./wdw/DP/jha
Quelle: dpa-Afx