GÖPPINGEN (dpa-AFX) - Der Softwareanbieter Teamviewer
Die Teamviewer-Aktie verlor in den ersten Handelsminuten rund elf Prozent. Ein Händler wertete die Nachrichten als "enttäuschend". Nach ihrem Höhenflug im vergangenen Sommer, als es bis auf fast 55 Euro hochgegangen war, gab das in den vergangenen Monaten deutlich nach. Aktuell kostet die Aktie rund 29 Euro - der Kurs liegt damit nur noch etwas über dem Ausgabepreis von 26,25 Euro zum Börsengang im Herbst 2019.
Vor allem die teuren Marketingverträge als Trikotsponsor des englischen Fußballclubs Manchester United
Das Teamviewer-Management um Chef Oliver Steil hatte bereits darauf vorbereitet, dass das erste Halbjahr vor allem wegen der hohen Wachstumswerte rund um den Ausbruch der Corona-Pandemie vor gut einem Jahr eher weniger Schwung aufweisen dürfte. Dennoch sollten auch in den ersten beiden Quartalen die währungsbereinigten Wachstumsraten bei den Billings mindestens 20 Prozent erreichen. In den beiden letzten Quartalen sollten sie dann wieder auf deutlich über 30 Prozent anziehen.
So hatte Teamviewer im Gesamtjahr einen währungsbereinigten Zuwachs bei den Rechnungsstellungen von 29 bis 33 Prozent auf 585 bis 605 Millionen Euro einkalkuliert - nun dürfte nur noch ein Wert am unteren Ende erreicht werden. Die Geschäftsentwicklung im Juni sei allerdings sehr positiv verlaufen, hieß es. Die Vertragsvolumina bei Verlängerungen seien wieder angestiegen und der Abschluss neuer Verträge mit Großkunden habe stark zugelegt.
Die Zielmarge für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll 2021 nach wie vor 49 bis 51 Prozent erreichen - sie bemisst sich an den Billings, damit dürfte auch das operative Ergebnis nicht so hoch ausfallen wie vom Unternehmen zuvor erhofft. Im zweiten Quartal sank das operative Ergebnis nach vorläufigen Zahlen leicht auf 56,6 Millionen - unter anderem weil die ersten Zahlungen für die Sportmarketing-Verträge anfielen. Die operative Marge betrug damit rund 47 Prozent. Nach dem ersten Halbjahr liegt sie bei rund 55 Prozent.
Die Zahl der Abonnenten steigerte Teamviewer zwischen April und Ende Juni um rund 20 000 auf 623 000. Die Zahl der Großkunden mit einem jährlichen Vertragsvolumen von mehr als 10 000 Euro stieg in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als die Hälfte.
Teamviewer erreichte im zweiten Quartal - Währungseffekte inklusive - ein Plus bei den Billings von 15 Prozent auf 121,6 Millionen Euro. Der Umsatz lag demnach bei 122,8 Millionen Euro, ein Anstieg von 7 Prozent. Zwar habe das Unternehmen die meisten der neuen Abonnenten aus der ersten Lockdown-Welle im Frühjahr 2020 halten können. Allerdings war das Volumen der Vertragsverlängerungen im April und Mai niedriger als vorher gedacht.
Steil und sein Finanzchef Stefan Gaiser messen den Geschäftserfolg von Teamviewer vorwiegend an den Billings - zum einen sehen sie damit die aktuelle Nachfrage besser beschrieben, zum anderen stellen sie vom Lizenzverkauf auf das Abomodell um, was den Umsatz zunächst belastet.
Die im vergangenen Jahr mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie an der Börse zunächst stark goutierte Erfolgsstory von Teamviewer hatte mit dem teuren Marketing-Engagement von Teamviewer im Profisport zuletzt deutliche Risse bekommen. Dass der Konzern für das Sponsoring seine Gewinnprognose im März spürbar senkte, erwischte die Anleger auf dem falschen Fuß. Bis sich die Werbeausgaben auch im Tagesgeschäft merklich auszahlen, dürfte es auch nach Erwartungen des Vorstands noch einige Jahre dauern.
Den vollständigen Bericht zum zweiten Quartal legt Teamviewer am 3. August vor./men/zb/eas
Quelle: dpa-Afx