MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Telekommunikationsanbieter Telefonica Deutschland (O2)
Dem Unternehmen brachen wie zuletzt den anderen Mitbewerbern auch die Einnahmen des internationalen Roamings aufgrund der stark eingeschränkten Reisesituation in der Corona-Krise weg. Zudem verringerte sich der Umsatz mit Endgeräten um 2,1 Prozent auf 311 Millionen Euro, weil einige Mobiltelefone erst später im Jahr erscheinen werden.
Analyst Wolfgang Specht von Bankhaus Lampe betonte, dass der Aktienkurs nun von den Preisverhandlungen mit 1&1 Drillisch abhänge. Angesichts der Entwicklung der Marktpreise und Bruttomarge glaube er, dass Telefonica die Preise für 1&1 in Bezug auf Gigabyte, SMS und Telefonminuten senken werde. Ähnlich äußerte sich Jeffries-Experte Ulrich Rathe: Die zukünftige Zusammenarbeit mit der United-Internet-Tochter sei entscheidend.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie vor Sondereffekten stieg das Ergebnis (bereinigtes Oibda) um 0,8 Prozent auf 595 Millionen Euro - und fiel damit etwas besser aus als die Analystenschätzung. Grund für den Anstieg seien unter anderem die margenstarken Mobilfunkdienstleistungen. Ohne die Corona-Auswirkungen auf die Reisebranche wäre das operative Ergebnis Berechnungen zufolge um rund 23 Millionen Euro besser ausgefallen.
Der um Sondereinflüsse bereinigte Nettoverlust reduzierte sich um gut ein Drittel auf 17 Millionen Euro. Experten hatten ein höheres Minus erwartet. Rechnet man den Ertrag durch den Verkauf der ersten Tranche von Dachstandorten an den Infrastrukturanbieter Telxius in Höhe von 407 Millionen Euro ein, kommt Telefonica erstmals seit dem zweiten Quartal 2016 auf einen Quartalsgewinn. Dieser betrug 390 Millionen Euro.
Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bestätigte der Konzern. Demnach rechnet er weiterhin mit unverändert bis leicht höheren Umsatzerlösen sowie einem bereinigten Oibda, das weitgehend unverändert bis leicht positiv gegenüber dem Vorjahr ausfallen soll.
Neuigkeiten zur spekulierten Glasfaserallianz, an dem auch die spanische Telefonica-Mutter beteiligt sein könnte, gab Telefonica-Deutschland-Chef Markus Haas am Mittwoch nicht bekannt. Sollte es tatsächlich zu einem solchen Gemeinschaftsprojekt kommen, könnte Haas eine Minderheitsbeteiligung der deutschen Tochter vorstellen. Dafür könnte ein kleiner Teil der 1,5 Milliarden schweren Erlöse aus dem Dachstandort-Verkauf an Telxius einfließen. Ob und in welcher Dimension das Projekt an den Start gehen wird, dazu wolle sich Telefonica zeitnah äußern./ngu/men/jha/
Quelle: dpa-Afx