ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern Thyssenkrupp
Die Übernahmegespräche mit dem Konkurrenten Liberty Steel seien beendet worden, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Eine Veräußerung des Stahlgeschäfts an Liberty Steel werde damit nicht zustande kommen. "Die Vorstellungen über Unternehmenswert und Struktur der Transaktion lagen am Ende doch weit auseinander", sagte Finanzvorstand Klaus Keysberg laut Mitteilung. Zum Monatsanfang hatte Konzernchefin Martina Merz auf der Hauptversammlung von Thyssenkrupp gesagt, Liberty Steel habe ein "aktualisiertes Angebot" übermittelt.
Im Ergebnis habe aber zu wesentlichen Anforderungen von Thyssenkrupp keine gemeinsame Lösung gefunden werden können, hieß es nun vom Unternehmen. Ein Sprecher von Liberty Steel erklärte, man wolle die Tür weiter offen halten. Das Unternehmen sei überzeugt, "den einzigen langfristig tragfähigen Plan für das Stahlgeschäft von Thyssenkrupp vorgelegt zu haben und werde sich bemühen, die Bewertungslücke "zu gegebener Zeit" zu schließen.
Das "Handelsblatt" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Finanzkreise, Liberty Steel habe einen negativen Kaufpreis geboten und dies mit den hohen finanziellen Belastungen durch den CO2-Ausstoß begründet, die durch den Einkauf von Emissionsrechten ausgeglichen werden müssten.
Das Unternehmen wollte ursprünglich im März entscheiden, wie es mit dem Stahlgeschäft weiter gehen soll. Die Stahlsparte litt zuletzt stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie und häufte im vergangenen Geschäftsjahr einen Verlust von fast einer Milliarde Euro an. Im ersten Quartal gab es wieder Lichtblicke, das Geschäft kehrte wieder in die schwarzen Zahlen zurück. "Jetzt kommt es für uns darauf an, die Zukunftsfähigkeit unseres Stahlgeschäfts aus eigener Kraft sicherzustellen. Daran arbeiten wir mit Hochdruck, so, wie wir das in den vergangenen Wochen und Monaten stets unterstrichen haben", erklärte Keysberg.
Für die Modernisierung seiner Stahlsparte gab Thyssenkrupp zuletzt Investitionen von gut 700 Millionen Euro frei. Mit dem nach Angaben des Unternehmens größten Investitionsprogramm beim Stahl seit fast zwei Jahrzehnten will Thyssenkrupp seine Werke in Duisburg und Bochum fit für die gestiegenen Anforderungen der Autoindustrie machen. Zentrale Teile beider Standorte sollen bis Ende 2024 neu gebaut werden. Im Gegenzug will der Konzern beim Stahl aber mehr Stellen streichen als bisher geplant.
Die Aktie wird am Donnerstag unter Druck erwartet. Vorbörslich sackte sie bei der Handelsplattform Lang & Schwarz um bis zu acht Prozent ab .Allerdings hatte das Papier in den letzten Monaten einen starken Lauf. So stieg der Kurs im laufenden Jahr um rund 40 Prozent, in den vergangenen drei Monaten kletterte er sogar um 125 Prozent, nachdem er in den vergangenen Jahren stark gebeutelt wurde. Analyst Alan Spence vom Analysehaus Jefferies erklärte, dass der Konzern auf den Stahl-Deal nicht angewiesen sei, zeuge von Disziplin und der verbesserten bilanziellen Lage./nas/zb/stk
Quelle: dpa-Afx