ESSEN (dpa-AFX) - Der kriselnde Industriekonzern Thyssenkrupp
Dennoch geht Thyssenkrupp von sich weiter erholenden Märkten und einer steigenden Nachfrage in den Werkstoffgeschäften sowie bei Komponenten für Pkw und Nutzfahrzeuge aus. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr nahezu ausgeglichen ausfallen, teilte das Unternehmen mit. Nach einem Verlust auf Pro-forma-Basis von 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr hatte Thyssenkrupp bislang einen Verlust im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich avisiert.
Wegen der laufenden Restrukturierungen rechnet der Konzern unter dem Strich weiter mit einem hohen Verlust. Dieser soll mit einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag jedoch niedriger ausfallen als der zuvor prognostizierte Wert von mehr als einer Milliarde. Die Restrukturierungskosten dürften sich im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich bewegen. Im Vorjahr war wegen hoher Abschreibungen und Umbaukosten ein Nettoverlust von 5,5 Milliarden Euro aufgelaufen. Der Umsatz soll 2020/21 im hohen einstelligen Bereich zulegen, jedoch noch deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie bleiben, erläuterte Thyssenkrupp. Bislang wurde ein Plus im niedrigeren bis mittleren Prozentbereich angepeilt.
Im ersten Quartal konnte Thyssenkrupp operativ schwarze Zahlen schreiben und das bereinigte Ebit des fortgeführten Geschäfts auf 78 Millionen Euro steigern, nachdem im Vorjahr ein Verlust von 185 Millionen Euro angefallen war. Damit fiel das Ergebnis deutlich besser aus als erwartet, Analysten hatten im Schnitt mit einem Verlust von knapp 28 Millionen Euro gerechnet. Dabei profitierte Thyssenkrupp von deutlich besser als erwarteten Ergebnissen bei Industriekomponenten, der Automobiltechnologie und dem zuletzt schwachen Stahlgeschäft. Diese drei Bereiche schnitten ebenfalls stärker ab als vom Markt erwartet. Den Nettoverlust im fortgeführten Geschäft - ohne die im vergangenen Jahr verkaufte Aufzugsparte - verbesserte sich von 449 Millionen auf 141 Millionen Euro.
Der Umsatz sank im Quartal um vier Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Die steigende Nachfrage bei Industriekomponenten, im Autozuliefergeschäft und im Stahl konnten Rückgänge in anderen Bereichen, unter anderem in der Marinesparte und im Stahlhandel nicht ausgleichen. Das Neugeschäft konnte dagegen zulegen: Die Auftragseingänge stiegen um 6 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Den Mittelabfluss konnte Thyssenkrupp stoppen und einen positiven freien Cashflow von 32 Millionen Euro erzielen. Im Vorjahr musste Thyssenkrupp einen Mittelabfluss von 2,4 Milliarden Euro hinnehmen.
Das Netto-Finanzguthaben blieb mit 5,1 Milliarden Euro gegenüber dem Bilanzstichtag 30. September 2020 unverändert. Mit flüssigen Mitteln und freien zugesagten Kreditlinien von insgesamt 12,1 Milliarden Euro verfüge Thyssenkrupp "weiterhin über eine sehr gute Liquiditätssituation", erklärte das Unternehmen. "In einem weiterhin unsicheren Marktumfeld hatten wir ein gutes erstes Quartal", bilanzierte Merz. Es brauche jedoch weitere Kraftanstrengungen. Beim Umbau will die Konzernchefin weiter Tempo machen./nas/he
Quelle: dpa-Afx