MÜNCHEN (dpa-AFX) - Bei der VW
"81 700 Aufträge innerhalb eines Quartals sind das beste Ergebnis, das die Traton Group bislang erzielt hat", erklärte Vorstandschef Matthias Gründler. Das große Plus sei auf das starke Lkw-Geschäft zurückzuführen, hieß es. Auch die Konkurrenten Daimler und Volvo hatten für das erste Quartal bereits von hohen Zuwächsen bei den Auftragseingängen berichtet.
Dagegen sei das Geschäft mit Bussen noch von den Auswirkungen der Corona-Krise belastet gewesen und deutlich geschrumpft, teilte Traton weiter mit. Vor allem Reisebusse seien wegen der Pandemie-Folgen nicht gefragt gewesen. Ungeachtet dessen sei der Trend aber klar positiv, sagte Gründler. "So rasch wie die Pandemie vor einem Jahr das Nutzfahrzeuggeschäft getroffen hat, so rasch geht es nun mit den Bestellungen unserer Kunden wieder aufwärts", sagte er. Ein Grund sei die Nachfrage nach den neuen Lkw-Generationen.
Noch im vergangenen Jahr hatte es insgesamt deutlich schlechter ausgesehen. Wegen der unklaren wirtschaftlichen Aussichten waren die Bestellungen von Speditionen und sonstigen Kunden zwischenzeitlich nahezu zum Erliegen gekommen. Ohnehin hatte das Lkw- und Busgewerbe einen konjunkturellen Abschwung erwartet. In der zweiten Jahreshälfte besserte sich die Lage dann aber schon wieder zusehends. Und nun setzte sich der Aufwärtstrend weiter fort.
Jefferies-Analyst Himanshu Agarwal verwies dennoch darauf, dass der Auftragseingang der Volkswagen-Nutzfahrzeugholding etwas schwächer gewesen sei als bei der Konkurrenz. Derweil machte Frank Schwope von der NordLB klar, dass die Marke MAN infolge der Restrukturierung erneut tief in die roten Zahlen gerutscht sei. Ziel des Vorstandes müsse mittelfristig eine Modulstrategie sein, ähnlich wie im Pkw-Bereich des Volkswagen-Konzerns, um deutliche Synergien bei MAN, Scania und Navistar zu heben.
In einer Telefonkonferenz bekräftigte Gründler, dass er weiter mit dem Vollzug der Navistar-Übernahme zur Jahresmitte rechne und nannte hier das frühe dritte Quartal. Vor dem Abschluss der Transaktion könne man zu möglichen Synergien noch nichts sagen. Mit der Übernahme des US-Lastwagenbauers will Traton endlich auch auf dem US-Markt präsent sein, wo ein Drittel der weltweiten Gewinne der Branche erwirtschaftet werden. VW will mit dem Navistar-Investment in großem Stil auf den wichtigen nordamerikanischen Lkw-Markt vordringen, den bisher Platzhirsch Daimler
Unter dem Strich stand im ersten Quartal ein auf die Aktionäre entfallender Überschuss von 129 Millionen Euro nach 96 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Wie bereits bekannt, hatte Tratons Erholung von der Corona-Krise zum Jahresauftakt weiter Fahrt aufgenommen. Während der Umsatz um 15 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro stieg, verdreifachte sich das bereinigte operative Ergebnis auf 516 Millionen Euro, die bereinigte operative Umsatzrendite lag bei 7,9 Prozent. Der Netto-Mittelzufluss des Industriegeschäfts - sprich ohne Finanzdienstleistungen - betrug 397 Millionen Euro.
Ohne die Bereinigungen lag das operative Ergebnis wegen hoher Umbaukosten bei MAN mit 155 Millionen Euro jedoch unter dem Vorjahreswert von 161 Millionen. Für den Stellenabbau und die erforderlichen Maßnahmen bei MAN Truck & Bus veranschlagte Traton von Januar bis März 362 Millionen Euro an Kosten. Für das Werk im österreichischen Steyr wurden dagegen noch keine gesonderten Kosten verbucht. Das Werk sieht der MAN-Vorstand klar auf dem Weg zur Schließung, nachdem eine angedachte Übernahme durch den Automanager Siegfried Wolf von der Mehrheit der Belegschaft kürzlich abgelehnt worden war.
Die im April angehobene Prognose bestätigte Traton. So erwartet die VW-Lkw- und Bustochter für das laufende Jahr eine operative Umsatzrendite von 5,0 bis 7,0 Prozent. Der Netto-Mittelzufluss im Industriegeschäft soll bei 500 bis 700 Millionen Euro liegen. Im Jahresausblick seien allerdings keine Aufwendungen und Ausgaben für das Restrukturierungsprogramm von MAN Truck & Bus sowie aus der geplanten Navistar-Übernahme enthalten. Die Bandbreiten der Prognose drückten zudem die immer noch hohe Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Gegenmaßnahmen sowie mögliche Auswirkungen auf Produktion und Lieferketten aus./eas/mne/jha/
Quelle: dpa-Afx