EAST HARTFORD/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Probleme mit Triebwerken von Pratt & Whitney und MTU
An der Börse kamen die Nachrichten schlecht an. Die MTU-Aktie verlor am Nachmittag als größter Verlierer im Dax
Pratt & Whitney und MTU hatten den Materialmangel Ende Juli bekannt gemacht. Da war die Rede davon, dass insgesamt etwa 1200 sogenannte Getriebefan-Triebwerke des betroffenen Typs PW-1100G-JM wegen des Materialmangels in die Inspektion müssen. 200 davon sollten schon bis Mitte September außer Betrieb genommen werden, und die Hersteller wollten prüfen, welche Antriebe bei einem ohnehin anstehenden Check inspiziert werden können. RTX und MTU schätzen nun, dass wegen der Inspektionen in den Jahren 2024 bis 2026 etwa 350 Flugzeuge außerplanmäßig am Boden bleiben müssen.
Während Pratt & Whitney für seinen Teil des Geschäfts in den kommenden Jahren eine finanzielle Belastung von 3 bis 3,5 Milliarden US-Dollar erwartet, stellt sich MTU schon für 2023 auf eine Belastung von 1 Milliarde Euro beim Umsatz und beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein.
Zum Vergleich: Der MTU-Vorstand peilt für 2023 bisher einen Umsatz von 6,1 bis 6,3 Milliarden Euro und einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) von mehr als 800 Millionen Euro an. Dies wäre für MTU ein Rekordergebnis. Sollte die Sonderbelastung durch den Materialmangel und die Inspektionen die genannte Milliarde Euro erreichen, würde der geplante operative Gewinn aus dem Tagesgeschäft mehr als aufgezehrt. Die Belastung für die Liquidität dürfte hingegen erst in den kommenden Jahren anfallen, hieß es bei MTU.
Der Materialmangel besteht nach früheren Angaben in einem seltenen Zustand eines Metallpulvers, das bei Pratt & Whitney in einem gewissen Zeitraum in Rohlinge für neue Turbinenscheiben eingeschmolzen wurde. MTU selbst hat dieses Pulver nach früheren Aussagen des Vorstands nicht verwendet.
Der Münchner Hersteller ist mit 18 Prozent an dem Triebwerksmodell beteiligt. Außerdem betreibt er eine von drei Endmontagelinien für den Triebwerkstyp, der etwa bei jedem zweiten Airbus-Mittelstreckenjet aus der A320neo-Modellfamilie zum Einsatz kommt. Die übrigen Airbus-Maschinen dieser Reihe werden von Antrieben des französisch-amerikanischen Herstellers CFM angetrieben, eines Gemeinschaftsunternehmens von Safran
Quelle: dpa-Afx