MÜNCHEN (dpa-AFX) - Im Kampf um Zooplus hat der Investor EQT den Konkurrenten Hellman & Friedman (H&F) überboten. EQT biete 470 Euro je Aktie und damit 10 Euro mehr als H&F, teilte das im MDax
Der Finanzinvestor Hellman & Friedman hatte erst Mitte September sein Gebot deutlich auf 460 Euro je Aktie erhöht, um sich Konkurrenten wie EQT vom Leib zu halten. Bei KKR ist das gelungen - der Finanzinvestor stieg nach dem angehobenen H&F-Gebot aus dem Ringen um Zooplus aus. EQT ließ sich davon aber nicht abhalten.
EQT und Zooplus rechnen damit, dass der Vollzug des Übernahmeangebots im vierten Quartal abgeschlossen sein wird. "Das Angebot ist ein Beleg für das Bestreben des Vorstands, den Wert für seine Aktionäre zu maximieren und gleichzeitig einen finanziellen und strategischen Partner zu finden", hieß es in der Mitteilung.
Der Onlinehändler für Heimtierbedarf will mit dem neuen Bieter den "Wettbewerbsvorsprung stärken und die Marktführerschaft auf dem wachsenden und sich schnell wandelnden europäischen Heimtiermarkt auf lange Sicht auszubauen." EQT habe eine ausgewiesene Expertise bei der Weiterentwicklung von Unternehmen im Heimtierbereich - davon will Zooplus profitieren.
"Wir als EQT bringen langjährige Erfahrung im Markt für Haustiere in die Partnerschaft ein und verfügen darüber hinaus über umfangreiche Expertise bei der Entwicklung von Technologien und Plattformen", sagte Johannes Reichel, Leiter des EQT Private Equity Beratungsteams in Deutschland.
So zählen IVC Evidensia. ein Anbieter von Veterinärdienstleistungen, die Musti Group, ein skandinavischer Händler für Heimtierbedarf, und der britische Anbieter von Heimtiefversicherungen Bought By Many zum Portfolio von EQT. Der Investor will nach einem erfolgreichen Übernahmeangebot, Zooplus zu gegebener Zeit von der Börse zu nehmen. Ein Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag werde dagegen nicht angestrebt.
Experten wie der Baader-Bank-Analyst Volker Bosse hatten auch nach der deutlich erhöhten Offerte von Hellman & Friedman mit einem Gegengebot eines anderen Finanzinvestors gerechnet. Der Kurs der Aktie war schon nach dem ersten H&F-Gebot in Höhe von 390 Euro stark gestiegen. Am Freitag kostete die Zooplus-Aktie, die seit kurzem im MDax gelistet, zum Xetra-Handelsende knapp 466 Euro. Mit dem jetzt gebotenen Preis liegt EQT fast 70 Prozent über dem Kurs, den das Papier vor dem ersten Gebot von H&F hatte.
Die Branche für Haustierbedarf kann sich dank der Corona-Krise über eine boomende Nachfrage freuen. Denn viele Menschen hatten sich während der Pandemie Haustiere zugelegt. Dies treibt auch das Geschäft von Zooplus seit einigen Quartalen an. Im abgelaufenen zweiten Jahresviertel steigerte das Unternehmen die Zahl der aktiven und wiederkehrenden Kunden und legte auch mit seinem Abo-Modell deutlich zu.
Dank des Corona-Effekts hatte die Aktie bereits vor der Offerte von Hellman & Friedman zu den großen Gewinnern gehört. Zwar waren sie mit dem Börsen-Crash im März 2020 auf 65 Euro gefallen, aber von Ende Januar 2020 - also bevor die Corona-Pandemie ausgebrochen ist - bis zum Tag vor dem Gebot von Hellman und Friedman um rund 240 Prozent auf knapp 280 Euro gestiegen. Inzwischen beläuft sich das Kursplus seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf rund 470 Prozent.
Mit der coronabedingten Rally und dann zuletzt der Übernahmeofferte konnte Zooplus eine jahrelange Schwächephase an der Börse abhaken. So waren die Papiere gegen Mitte 2017 auf rund 200 Euro nach oben geschnellt, anschließend aber wegen trister Geschäftszahlen und geplatzter Übernahmehoffnungen peu a peu abgerutscht. Langfristig gesehen hat sich das Investment für Aktienanleger ausgezahlt. Im Vergleich zum ersten Kurs im Mai 2008 ist der Wert der Aktie - den Aktiensplit von 2011 einkalkuliert - in rund 13 Jahren auf das 37-Fache gestiegen./zb/he
Quelle: dpa-Afx