BASEL (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Novartis
Experten sprachen als Reaktion auf die Zahlen am Mittwoch von einem durchwachsenen Schlussquartal: Peter Welford vom Analysehaus Jefferies schrieb in einer Studie, Novartis habe im letzten Viertel des Jahres zwar die Umsatzerwartungen verfehlt, ergebnisseitig aber besser abgeschnitten als gedacht. Der Ausblick auf das neue Jahr sei indes wenig überraschend. Auch die Investoren zeigten sich wenig begeistert: Die Aktie verlor an der Schweizer Börse zuletzt 1,3 Prozent.
Novartis wird angesichts des Umbaus derzeit mit viel Interesse beobachtet. Mit der Sandoz-Abspaltung entfallen dem Konzern rund zehn Prozent seiner Einnahmen. An der Bewertung der Novartis-Aktie dürfte die Aufspaltung aber nicht viel ändern, glaubt Pharma-Experte Richard Vosser von der US-Investmentbank JPMorgan. Er sieht in diesem Jahr eher mögliche Kurstreiber in der Produkt-Pipeline, da wichtige Daten für das Krebsmedikament Kisqali und die noch nicht zugelassene Arznei Iptacopan anstünden.
Auch Novartis spricht von einer Produktpipeline, die "reich an Katalysatoren" sei: Nach Unternehmensangaben stehen mittelfristig 15 zulassungsrelevante Studienergebnisse an. Um die Pipeline zu erweitern, wolle Novartis auch zukaufen, sagte Konzernchef Vasant Narasimhan zur Zahlenvorlage.
Für die Abspaltung der Generikasparte sei Novartis auf einem guten Weg, führte Narasimhan weiter aus. Sandoz kämpft derweil weiter mit großer Konkurrenz - was ihr ein schwaches Schlussquartal bescherte. Dabei spürten Novartis und seine Tochter wie viele andere Unternehmen im vergangenen Jahr auch den Gegenwind durch den starken Dollar. Von Januar bis Dezember sank der Umsatz konzernweit um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf gut 50,5 Milliarden US-Dollar (46,5 Mrd Euro), zu konstanten Wechselkursen hätte sich dagegen ein Anstieg um vier Prozent ergeben, wie der Konzern mitteilte.
Unter dem Strich rutschte der Gewinn auf knapp sieben Milliarden Dollar. Im Vorjahr hatte noch der Verkauf des Anteils am heimischen Wettbewerber Roche
Bereits im vergangenen Sommer hatte der Konzern Kostensenkungen inklusive umfassender Stellenstreichungen angekündigt. Weltweit sollen rund sieben Prozent der Belegschaft wegfallen, das sind 8000 Arbeitsplätze, 1400 davon in der Schweiz. Ein Großteil des Abbaus soll laut dem Vorstand 2023 über die Bühne gehen. Dabei laufe das Programm schneller als erwartet. Bis 2024 kalkuliert das Management weiter mit Einsparungen von rund eineinhalb Milliarden Dollar.
Im laufenden Jahr strebt die Novartis-Führung zu konstanten Wechselkursen beim Umsatz auf Konzernebene ein Plus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an. Für den bereinigten Betriebsgewinn wird eine Zunahme im mittleren einstelligen Prozentbereich angepeilt. Allerdings ist in dieser Prognose die abzuspaltende Generika-Sparte noch enthalten. Ohne Sandoz geht Novartis beim bereinigten operativen Gewinn im besten Fall von einem Plus im hohen einstelligen Prozentbereich aus. Bei Sandoz hingegen wird für die Kennziffer ein Rückgang im niedrigen zweistelligen Bereich erwartet.
Für das vergangene Jahr will Novartis seinen Aktionären mehr Geld zahlen: Die Dividende soll von zuvor 3,10 auf 3,20 Schweizer Franken je Aktie steigen. Zudem stellte der Konzern weitere milliardenschwere Aktienrückkäufe in Aussicht. Der Verwaltungsrat bitte die Aktionäre um grünes Licht, in den nächsten drei Jahren Aktien im Umfang von bis zu 10 Milliarden Franken zurückkaufen zu dürfen. Daraus sollen der bereits laufende Rückkauf im Volumen von bis zu 15 Milliarden Franken sowie mögliche weitere Rückkäufe gestemmt werden./tav/AWP/knd/jha/
Quelle: dpa-Afx