NEW YORK (dpa-AFX) - Die gestiegenen Zinsen und die Übernahme des kollabierten Geldhauses First Republic haben der größten US-Bank JPMorgan
Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten trotz der warnenden Worte positiv aufgenommen. Nachdem JPMorgans Geschäftszahlen deutlich besser ausgefallen waren als von Analysten erwartet, stieg der Kurs der Aktie kurz nach Handelsbeginn in New York um 2,6 Prozent. Für das Papier von Wells Fargo ging es um 2,2 Prozent aufwärts, die Citigroup-Aktie legte um 2,8 Prozent zu.
JPMorgan-Chef Dimon warnte, dass die Konflikte in der Ukraine und Israel ernste Folgen für die Energie- und Nahrungsmittelmärkte haben könnten. Gleiches gelte für den Welthandel und die Beziehungen zwischen Staaten. Zudem steige das Risiko, dass die Inflation weiterhin hoch bleibe und die Zinsen weiter stiegen.
Im dritten Quartal lief es für JPMorgan allerdings glänzend. Unter dem Strich verdiente die Bank fast 13,2 Milliarden US-Dollar (12,5 Mrd Euro) und damit 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das lag vor allem an den gestiegenen Einnahmen, denn die Kosten abseits von Zinsausgaben sprangen im Jahresvergleich um 13 Prozent nach oben. Ohne die Übernahme von First Republic hätte der Anstieg immerhin noch neun Prozent betragen.
So wuchsen die bereinigten Erträge des Konzerns im Jahresvergleich um 21 Prozent auf 40,7 Milliarden Dollar. Dies lag vor allem an einem noch kräftiger gestiegenen Zinsüberschuss. Dabei profitierte das Institut von dem deutlichen Anstieg des allgemeinen Zinsniveaus nach der jahrelangen Niedrigzinspolitik der Zentralbanken.
Ohne First Republic hätten JPMorgans Erträge immerhin noch um 15 Prozent zugelegt. Der Konzern hatte First Republic infolge der dortigen Bankenkrise im Frühjahr in einer von Aufsichtsbehörden organisierten Rettungsaktion übernommen. Das kleinere Institut war wegen erheblicher Kapitalabflüsse in eine finanzielle Schieflage geraten. Zum Gewinn von JPMorgan steuerte First Republic nun 1,1 Milliarden Dollar bei.
Dass der Konzern im Sommer noch mehr verdiente als von Analysten geschätzt, lag allerdings auch an der Risikovorsorge für gefährdete Kredite: Mit 1,4 Milliarden Dollar legte die Bank dafür etwas weniger zurück als ein Jahr zuvor, während Analysten im Schnitt mit gut einer Milliarde mehr gerechnet hatten.
Deutlich besser lief es auch für Wells Fargo. Das Institut steigerte seine Erträge im dritten Quartal vor allem dank der gestiegenen Zinsen um 7 Prozent auf knapp 20,9 Milliarden Dollar. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von knapp 5,8 Milliarden Dollar - 61 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und mehr als von Analysten erwartet.
Zwar legte das Institut mehr Geld für Kreditausfälle zur Seite, doch gingen seine Kosten abseits der Zinsen im Jahresvergleich auf 13,1 Milliarden Dollar zurück. Trotzdem ist dies ein kleiner Rückschlag für die Sparpolitik von Wells-Fargo-Chef Charlie Scharf. Der Manager versucht die Kosten der Bank zu senken, doch im dritten Quartal lagen sie höher als im zweiten. Nun setzte Scharf seine Kostenprognose für das Gesamtjahr um eine halbe Milliarde auf 51,5 Milliarden Dollar nach oben.
Auch der Konkurrentin Citigroup machten gestiegene Kosten und eine höhere Risikovorsorge zu schaffen. Zwar profitierte das Geldhaus von guten Geschäften im Handel mit Zinsprodukten und Währungen. Doch die gestiegenen Kosten und höhere Rückstellungen für Kreditausfälle zehrten die Zuwächse bei den Erträgen fast auf.
Unter dem Strich verdiente Citigroup mit 3,55 Milliarden Dollar (3,35 Mrd Euro) daher gerade mal zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Von Bloomberg befragte Experten hatten im Schnitt allerdings mit einem Gewinneinbruch gerechnet. Dabei stiegen die Erträge der Bank um neun Prozent auf etwas mehr als 20 Milliarden Dollar. Auch hier schnitt das Institut besser ab, als Experten im Schnitt erwartet hatten./stw/zb/men/he
Quelle: dpa-Afx