WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der kriselnde Volkswagen -Konzern kommt immer stärker unter Druck. Konzernchef Oliver Blume muss die Gewinnaussichten schon wieder kappen, weil das Unternehmen dieses Jahr doch nicht so viele Autos verkaufen wird wie einst erhofft. Vor allem bei der ohnehin stark angespannten Kernmarke VW Pkw läuft es den Angaben zufolge schlechter als erwartet, aber auch die leichten Nutzfahrzeuge von VWN und die eigene Zuliefersparte schwächeln. Die maue Wirtschaftslage belastet die Verkäufe, auch die Finanzdienstleistungssparte des Konzerns verdient weniger. Die VW-Aktie verlor nachbörslich.

Das im Dax notierte Volkswagen-Vorzugspapier verlor nachbörslich am Freitag auf der Handelsplattform Tradegate gegenüber dem Xetra-Schluss 2,9 Prozent. Dass VW unter Druck steht, war Beobachtern nach den Ereignissen der vergangenen Wochen schon klar - Marktexperten hatten bei den Gewinnen dennoch mit mehr gerechnet. Auch die Dachholding Porsche SE der Eigentümerfamilien Porsche und Piech, die bei VW das Sagen hat, musste ihre Gewinnerwartungen herunterschrauben. Die Stuttgarter hängen mit ihrem Geschäft maßgeblich an den Resultaten der Wolfsburger.

Statt eines Anstiegs der Auslieferungen um bis zu 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 9,2 Millionen Fahrzeugen rechnet Volkswagen nun nur noch mit rund 9 Millionen Verkäufen, wie das Unternehmen am Freitag nach Börsenschluss mitteilte. Der bisher angepeilte Umsatzanstieg um bis zu 5 Prozent über die vergangenes Jahr erlösten 322 Milliarden Euro hinaus ist damit ebenfalls hinfällig - nun dürften es nur noch um die 320 Milliarden Euro Umsatz werden.

Auch die Profitabilität erwartet Blume schwächer: Er taxiert das operative Ergebnis jetzt auf 18 Milliarden Euro und damit auf eine operative Ergebnismarge von rund 5,6 Prozent vom Umsatz. Zuletzt war das Unternehmen von 6,5 bis 7,0 Prozent Umsatzrendite ausgegangen. Bereits im Juli hatte VW wegen der erwarteten Kosten für das auf der Kippe stehende Audi-Werk in Brüssel die Ergebnisprognose gesenkt. Zuletzt hatten auch Mercedes-Benz , BMW und die VW-Sportwagentochter Porsche ihre Erwartungen an das Geschäftsjahr eindampfen müssen. Den Zulieferern geht es oft noch schlechter.

Die Probleme der Branche sind breit gefächert: Vielen Autobauern fällt die Schwäche auf dem einstigen Wachstumsmarkt China auf die Füße. VW Pkw verlor auf dem wichtigsten Automarkt der Welt vergangenes Jahr nach Jahrzehnten die Marktführerschaft, weil chinesische Elektroautobauer wie der neue Platzhirsch BYD den Deutschen mit günstigen Elektroautos den Kampf angesagt hatten. Mercedes, BMW und der Sportwagenbauer Porsche leiden darunter, dass die wohlhabenden Chinesen derzeit mit der Immobilienkrise im Land zu kämpfen haben und daher stärker aufs Geld achten. In Europa läuft derzeit das Geschäft mit Elektroautos schlecht, in das die Autobauer viele Milliarden investiert haben.

VW begründete die gekappte Prognose mit schwächer als erwartet ausfallenden Resultaten bei der Kernmarke VW Pkw, bei den leichten Nutzfahrzeugen von VWN und bei der Komponentensparte. Bei der Kernmarke will das Unternehmen derzeit den Sparkurs ohnehin massiv ausweiten und hat die seit Jahrzehnten bestehende Beschäftigungssicherung gekündigt, betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen stehen zur Debatte. Das Wirtschaftsumfeld sowie eine schwächere Entwicklung der Finanzdienstleistungssparte belasteten ebenfalls, hieß es von VW.

Bei der Dachholding Porsche SE führen die tristen Geschäfte in Wolfsburg dazu, dass die Stuttgarter für das laufende Jahr jetzt nur noch 2,4 bis 4,4 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern erwartet. Bisher standen noch 3,5 bis 5,5 Milliarden Euro im Plan./men/nas

Quelle: dpa-Afx