BERLIN (dpa-AFX) - Für Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist es "ein guter Tag für den Digital-Standort Deutschland": Bahnreisende werden nämlich in Zukunft immer häufiger unterwegs eine stabile Mobilfunkverbindung nutzen können. Deutsche Bahn und Vodafone
Die am Freitag verkündete Vereinbarung der Bahn mit Vodafone ist Teil eines größeren Masterplans: Im vergangenen Sommer hatte die Bahn bereits mit der Deutschen Telekom eine ähnliche Vereinbarung zum Netzausbau geschlossen. Mit dem dritten Anbieter, Telefónica (O2), wird noch verhandelt. Warum es hier noch hakt, wollten die Beteiligten am Freitag nicht sagen.
Der im Berliner Hauptbahnhof präsentierte Ausbauplan sieht vor, dass Vodafone die 7 800 Kilometer der Hauptverkehrsstrecken bis Mitte 2025 durchgängig mit Bandbreiten von 225 Megabit pro Sekunde im 4G-Netz (LTE) versorgen wird. Hier fahren die ICE- und IC-Züge. Entlang dieser Strecken will der Düsseldorfer Provider auch sein Netzwerk "5G+" aktivieren, das ohne LTE-Technik auskommt ("5G Stand alone"). "5G+" bietet besonders kurze Datenlaufzeiten. Auf weiteren 13 800 Kilometern Strecken mit stärkerem Fahrgastaufkommen verspricht Vodafone ein lückenloses 4G-Netz mit Bandbreiten von mindestens 125 Megabit pro Sekunde bis Sommer 2025.
Hannes Ametsreiter, der Chef von Vodafone Deutschland, sagte, neun von zehn Bahnreisenden nutzten unterwegs das mobile Internet oder telefonierten mit dem Smartphone. "Und sie ärgern sich noch immer viel zu häufig über nervige Funklöcher." Gemeinsam mit der Deutschen Bahn schaffe Vodafone jetzt endgültig Abhilfe.
Vodafone hat zugesagt, 160 zusätzliche Mobilfunkstationen entlang der Bahnstrecken zu bauen und rund 1 000 technisch aufzurüsten. Bis 2024 werde man "eine nahezu durchgängige Mobilfunkversorgung realisieren". Aber auch die Deutsche Bahn hat Hausaufgaben zu erledigen: Sie wird noch umfangreicher als bisher Flächen und Glasfaserinfrastruktur entlang der Schienen zur Verfügung stellen. Bei Zug-Umbauten sollen mobilfunkdurchlässige Fensterscheiben verwendet werden, damit die Funksignale besser in den Innenraum der Züge gelangen können.
Die Deutsche Telekom
Bundesverkehrsminister Wissing betonte den Zusammenhang der Ausbaumaßnahmen mit der Klimapolitik der Bundesregierung: "Eine Steigerung der Attraktivität der Deutschen Bahn ist immer auch ein Beitrag, um unsere CO2-Reduktionsziele zu erreichen." Sein Ministerium hatte zuvor einen finanziellen Beitrag geleistet, um die Funkversorgung an der Strecke zu verbessern. Dabei ging es um die Funktechnologie GSM-R für die Steuerung des Zugverkehrs. GSM-R kann von den herkömmlichen Mobilfunknetzen gestört werden. Daher mussten die Endgeräte in Lokomotiven und Triebwagen umgerüstet werden, um die LTE-Signale auszufiltern. 55 Millionen Euro für den Umbau des Bahnfunks kamen vom Bund. Damit können Vodafone, Telekom und Telefónica ab 2023 ihre 900-MHz-Funkzellen auch entlang der Bahnstrecken aktivieren.
Nutznießer der Ausbau-Initiativen sind zum einen die Reisenden, die einen Mobilfunkvertrag bei der Deutschen Telekom oder bei Vodafone abgeschlossen haben. Indirekt profitieren aber auch die Fahrgäste, die in den Netzen der Konkurrenz unterwegs sind oder gar keinen eigenen Mobilfunkvertrag nutzen. Sie können das WLAN an Bord der Züge verwenden, das über parallel geschaltete Mobilfunkverbindungen von Telekom, Vodafone und Telefónica online ist.
Das gesamte Schienennetz aller Eisenbahnen in Deutschland umfasst nach Angaben der Allianz pro Schiene eine Streckenlänge von rund 38 400 Kilometer. Die Deutsche Bahn (DB Netz AG) ist mit Abstand der größter Netzbetreiber (33 400 km)./chd/DP/eas
Quelle: dpa-Afx