MONTABAUR/MAINTAL (dpa-AFX) - Nach zähen Verhandlungen und langem Warten legt der Telekomanbieter 1&1
Am Mittwoch hatte die United-Internet-Tochter
"Open RAN" (Radio Access Network) verspricht den Abbau technologischer Barrieren, die bisher den Markt abgeschottet haben. Durch den neuen offenen Standard sollen Komponenten der Mobilfunknetze herstellerübergreifend kompatibel werden. "Open RAN" ist also eine Art Architektur, die Betreibern erlaubt, Zubehör von verschiedenen Anbietern zu nutzen. Bisher gibt es hier nur geschlossene Systeme. Durch den Wettbewerb unter den Anbietern erhofft sich Dommermuth günstigere Preise.
Bislang rechnet er mit anfänglichen Kosten von rund 30 Millionen Euro. Darunter fallen allerdings keine tatsächlichen Baukosten, sondern eher Ausgaben für Anwälte und Beratungen sowie die Netzplanung. "In der Zukunft werden wir weniger Anwalts- und Beratungskosten für die Vertragsverhandlungen haben, aber dafür werden unsere Personalkosten für den Netzbetrieb steigen", sagte Dommermuth. Zusätzlich dazu müsse 1&1 mit Kosten für den Netzbetrieb sowie für Antennen und Rechner kalkulieren. Eine genaue Investitionssumme traute sich der Manager nicht zu nennen.
Vor dem eigentlichen Aufbau des 5G-Netzes hatte 1&1 - damals noch unter dem Namen 1&1 Drillisch - lange mit Telefonica Deutschland um ein sogenanntes National-Roaming-Abkommen gerungen. Damit ist gemeint, dass 1&1 auf die Mitnutzung eines Fremdnetzes (National Roaming) angewiesen ist, solange das Unternehmen selbst noch nicht genug Mobilfunkstandorte für eine ausreichende Versorgung in der Fläche hat.
Dabei können sich Handynutzer in Gebieten, in denen ihr Netzbetreiber keine eigenen Antennen hat, mit einem anderen Netz verbinden. Die Mitnutzung ist eine Zwischenlösung, bis 1&1 eigene 5G-Mobilfunkmasten gebaut hat. 1&1 hatte 2019 eigenes 5G-Mobilfunk-Spektrum ersteigert, nutzt dieses aber im Gegensatz zur Konkurrenz bisher noch nicht. Nur per National Roaming kann 1&1 also zum vierten Mobilfunkanbieter neben der Deutschen Telekom
Diese hätten seine Planung aber erschwert, monierte Dommermuth. "Die wollten vor der Frequenzauktion erst gar nicht mit uns verhandeln", sagte er rückblickend. Gerne hätte er bereits vor der 5G-Frequenzauktion im Frühjahr 2019 ein National-Roaming-Abkommen unterzeichnet. Durch die zähen Verhandlungen habe das Unternehmen Zeit verloren, die es nun aufzuholen gilt.
Mit Blick auf die Auflagen der Bundesnetzagentur gab sich der Konzernchef aber sicher, den vorgegebenen Zeitplan einhalten zu können. Bis spätestens Ende 2022 muss das Unternehmen mindestens 1000 eigene Antennenstandorte betreiben. Bis Ende 2025 soll 1&1 zudem 25 Prozent der Fläche in Deutschland abdecken können, bis Ende 2030 soll es die Hälfte sein. "Das trauen wir uns zu", sagte Dommermuth.
Um die Hälfte Deutschlands abdecken zu können, benötigt das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 12 000 Antennenstandorte. So gesehen sind die 1000 bis zum Ende des kommenden Jahres nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und weil diese über alle Bundesländer verstreut liegen müssen, werde es zu Beginn keine hohe Abdeckung geben, gab Dommermuth zu. Sobald die Vorbereitungsphase samt Akquirierung von Dachstandorten aber durch ist, soll die Abdeckung überdurchschnittlich zulegen.
Für Kunden von Marken wie WinSIM, Simply oder Yourfone bedeutet das erst einmal Warten auf 5G. In einer Telefonkonferenz sagte Dommermuth: "Es ist noch nicht klar, wann genau wir an den Start gehen werden. Das hängt auch damit zusammen, wie schnell das Netz voll funktionsfähig ist." So könnte das Startdatum am 1. Januar 2023, aber auch etwas später liegen./ngu/men/mis
Quelle: dpa-Afx