PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag ihre Erholung mit viel neuem Schwung fortgesetzt. Vor allem am Nachmittag konnte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 mit starken New Yorker Börsen seine Kursgewinne ausbauen. Als Treiber fungierten dabei überzeugende Daten aus dem US-Einzelhandelssektor, die die zuletzt maßgeblicher gewordenen Rezessionssorgen dämpften.
Über die Ziellinie ging der EuroStoxx 1,70 Prozent höher bei 4.807,77 Punkten. Seit dem Kursrutsch von Anfang August, der am Montag der Vorwoche mit knapp 4.474 Zählern den Boden erreichte, hat das Kursbarometer nun schon wieder um 7,5 Prozent zugelegt. Seitdem hat er an sieben von acht Handelstagen Kursgewinne erzielt. Am Donnerstag wurden zudem mit den 21- und 200-Tage-Linien auch wieder zwei vielbeachtete Indikatorlinien übersprungen.
Außerhalb der Eurozone legte der britische FTSE 100 um 0,80 Prozent auf 8.347,35 Punkte zu. Der schweizerische Leitindex SMI gewann 0,65 Prozent auf 12.150,22 Zähler.
Stärkster Sektor waren mit Rückenwind aus New York die Technologiewerte. Als Branchen-Antreiber fungierte aber auch der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen , der im ersten Halbjahr Umsatz und Ergebnis deutlich gesteigert hatte. Im Vorfeld skeptische Anleger wurden eines Besseren belehrt, denn die Zahlen übertrafen die Erwartungen. Ein Kurssprung war die Folge und er wurde immer größer: Am Ende stand ein Plus von 12 Prozent zu Buche.
Im Versicherungssektor waren die Titel von Admiral mit einem Plus von 6,5 Prozent recht stark gefragt. Die Analysten von RBC sprachen von besser als erwarteten Halbjahreszahlen des britischen Unternehmens. Vor allem auf dem heimischen Markt habe sich das Geschäft stark entwickelt.
Weniger gut kamen die Zahlen von Orsted an, die Aktien des dänischen Versorgers fielen um gut sieben Prozent. Sie reagierten damit auf Wertberichtigungen sowie auf Aufwendungen im Zusammenhang mit der Verzögerung eines Windkraft-Projekts im zweiten Quartal. Davon sei die eigentlich solide operative Entwicklung überdeckt worden, merkten die Analysten des Investmenthauses Jefferies an. Der Versorgersektor wurde davon gebremst, er war am Ende der einzige Verlierer in der Branchenwertung.
Die Aktien des schweizerischen Sanitärbereichunternehmens Geberit verloren 1,8 Prozent. Das vom Unternehmen vorgelegte Quartalsresultat wurde am Markt zwar als solide beurteilt. Mit dem verhaltenen Ausblick des Unternehmens dürften zahlreiche Analysten ihre Schätzungen nun aber nach unten revidieren, hieß es.
Unter den kleineren Werten glänzten Bavarian Nordic . Die Aussicht auf große Aufträge für den Impfstoffhersteller zur Bekämpfung des Mpox-Virus trieb die am Vortag schon beflügelte Aktie nochmals um knapp acht Prozent nach oben. Mehrere Ausbrüche in Afrika und eine neue womöglich gefährliche Variante sorgen für Unruhe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb die höchste Alarmstufe ausgerufen./tih/he
Quelle: dpa-Afx