PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der EuroStoxx 50 hat sich am Dienstag etwas von seinem trüben Wochenstart erholt. Der Leitindex der Eurozone legte um 0,77 Prozent auf 3761,19 Punkte zu, nachdem er am Montag sein wenige Tage zuvor erreichtes Tief seit Mitte März fast angetestet hatte.
Der Pariser Leitindex Cac 40 stieg am Dienstag um 0,79 Prozent auf 6476,18 Punkte, während der Londoner FTSE 100 "nur" mit einem Plus von 0,22 Prozent aus dem dort verlängerten Wochenende zurück kam. Mit 7561,33 Punkten wirkte bei dem "Footsie" die Vortagsschwäche am europäischen Aktienmarkt noch etwas nach.
Am Markt hieß es, die Schnäppchenjäger seien nun vorerst wieder auf das Börsenparkett zurückgekehrt. Dies habe sich am Vorabend schon in den USA und dort vor allem bei den Technologiewerten gezeigt. Der Fokus liege nun stark auf dem am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, der die Anleger wegen der hohen Inflationstendenzen umtreibt.
Der Marktbeobachter Pierre Veyret vom Handelshaus Activtrades glaubt, dass eine Erhöhung des Leitzinses um dieses Mal 0,5 Prozentpunkte schon eingepreist ist. Laut dem Bankhaus Metzler steigt mit der hohen Inflation aber schon die künftige Erwartungshaltung: Die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte auf dem Treffen im Juni sei mittlerweile auf über 90 Prozent gestiegen.
Den Experten zufolge baut der Markt auch in Richtung der Europäischen Zentralbank (EZB) Druck auf. Die Eurozone leidet ebenfalls unter stark steigenden Preisen, wie jüngste Daten einmal mehr verdeutlichten: So stiegen die Erzeugerpreise im März erneut mit einem Rekordtempo. Die Entwicklung der Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, schlägt in der Regel zumindest teilweise und mit Verzögerung auf die Verbraucherpreise durch, an denen die EZB ihre Geldpolitik ausrichtet.
Bei der positiven Stimmung an den Börsen gaben am Dienstag vor allem Öl- und Gaswerte die Richtung vor mit einem Anstieg des Branchenindex um 4,1 Prozent. Als Triebfeder fungierte hier BP mit einem Kursplus von 5,8 Prozent nach der Vorlage von Geschäftszahlen des Ölkonzerns. Dieser hatte zwar wegen einer Russland-Abschreibung einen Milliardenverlust erlitten, operativ aber mehr verdient. Im Branchenfokus bleibt auch ein erwarteter Vorschlag der Europäischen Union zu einem russischem Öl-Embargo.
Aber auch typischerweise konjunktursensible Branchenindizes wie Automobile und Banken mischten sich im Zuge der Markterholung mit Anstiegen von jeweils gut zwei Prozent unter die großen Gewinner. Im Bankensektor halfen gute Zahlen von BNP Paribas , deren Aktien an der EuroStoxx-Spitze um mehr als fünf Prozent anzogen. Das französische Institut hatte mit einem Gewinnsprung überrascht. Laut dem Experten Mate Nemes vom Finanzhaus UBS wurden die Erwartungen auf breiter Basis getoppt.
Unter den Verliererbranchen ragte der Immobiliensektor mit einem Minus von 1,9 Prozent heraus. Hier kam der Druck auch besonders aus London, allen voran sackten dort die Segro-Aktien nach einer Abstufung durch das Analysehaus Kepler Cheuvreux um mehr als zehn Prozent ab. Damit waren die Anteilscheine zugleich das Schlusslicht im "Footsie".
Wiederum im EuroStoxx fielen die Aktien des Kosmetikkonzerns L'Oreal um rund zwei Prozent. Der US-Wettbewerber Estee Lauder hatte seine Geschäftsjahresziele gesenkt. Dessen Papiere büßten zuletzt an der Wall Street rund fünf Prozent ein./la/he
Quelle: dpa-Afx