PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Dienstag wegen des fortschreitenden Krieges in der Ukraine ihre Vortagesverluste deutlich ausgeweitet. Steigende Energiepreise heizten zudem die Inflationssorgen an, zumal Sanktionen gegen Russlands Energiesektor nach Angaben der US-Regierung weiterhin möglich sind.
Der EuroStoxx 50 schloss 4,04 Prozent im Minus bei 3765,85 Punkten. Damit schrammte der Leitindex der Eurozone haarscharf am tiefsten Stand seit fast einem Jahr vorbei. Der französische Cac 40 fiel um 3,94 Prozent auf 6396,49 Punkte. Der britische FTSE 100 hielt sich besser. Er fiel dank starker Rohstoffwerte nur um 1,72 Prozent auf 7330,20 Punkte.
Die Entwicklung der Einzelsektoren war ähnlich wie am Vortag. Unter Druck standen zyklische Titel mit Abhängigkeit von der Rohstoff- und Energiepreisentwicklung. Dagegen hielten sich defensive Branchen wie Telekommunikation, Pharma und Nahrungsmittel recht gut. Tagesgewinner waren erneut die Rohstoffwerte.
Im Sektor der Reise- und Freizeitaktien schlugen die hohen Verluste des Branchen-Schwergewichts Flutter Entertainment zu Buche. Der irische Glücksspielkonzern hatte 2021 mit den Folgen von staatlichen Maßnahmen gegen die Bekämpfung von Spielsucht und für den Anbieter ungünstigen Ergebnissen bei Sportereignissen gerungen. Außerdem drückten die Investitionen in den Vereinigten Staaten auf das Ergebnis. Die Aktie sackte um über 12 Prozent ab.
Besser hielten sich Versicherungsaktien. Hier überzeugten Swiss Life mit den Zahlen für 2021. Der Versicherer hatte den Reingewinn im vergangenen Jahr um 20 Prozent gesteigert. Die Aktie sank um 0,5 Prozent.
Ölwerte tendierten trotz weiter steigender Preise für Rohöl schwächer. Der niederländisch-britische Ölkonzern Shell will seine Zusammenarbeit mit dem russischen Gasmonopolisten Gazprom und damit verbundenen Unternehmen wegen Russlands Angriff auf die Ukraine beenden. Shell verloren in London 1,1 Prozent. Zuvor hatte sich bereits der britische Energiekonzern BP von seinen Anteilen am russischen Ölunternehmen Rosneft losgesagt.
Auch Centrica plant den Ausstieg aus seinen Erdgas-Lieferverträgen mit russischen Unternehmen, und zwar "mit Dringlichkeit", wie der Vorstandschef des britischen Energieversorgers betonte. Die Centrica-Papiere reagierten etwas verzögert auf die Nachricht mit weiteren Verlusten und schlossen 3,7 Prozent tiefer./edh/men
Quelle: dpa-Afx