PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Angetrieben von starken Konjunkturdaten aus Frankreich und Deutschland hat der EuroStoxx 50 am Donnerstag seine Vortagesverluste fast wieder komplett ausgeglichen. In Frankreich stieg im Juni das Geschäftsklima auf ein 14-Jahres-Hoch. Und auch in der deutschen Wirtschaft verbesserte sich die Stimmung im Juni erneut deutlich: Der vom Ifo-Institut ermittelte Index für das Geschäftsklima überraschte positiv und erreichte den höchsten Stand seit November 2018.
"Die Wiedereröffnung der Wirtschaft aufgrund von Fortschritten bei den Corona-Impfungen hat den Optimismus deutlich gestärkt und scheint alle Bedenken aufgrund von Unterbrechungen der Lieferkette zu überwiegen", kommentierte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-Bank, die jüngsten Ifo-Daten.
Der Eurozonen-Leitindex schloss 1,14 Prozent höher bei 4122,43 Punkten. Der französische Cac 40 zog um 1,22 Prozent auf 6631,15 Punkte an.
Der Londoner Börsen-Leitindex FTSE 100 rückte um 0,51 Prozent auf 7109,97 Zähler vor. Die britische Notenbank hält trotz einer erhöhten Inflation wie erwartet an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Der Leitzins beträgt unverändert 0,1 Prozent.
Ein Europa verzeichneten fast alle Branchen mit Ausnahme des Telekomsektors Gewinne. Im EuroStoxx lagen die Papiere des Zahlungsabwicklers Adyen mit einem Plus von 5,7 Prozent an der Spitze. Der Experte Graham Simpson vom zu Canaccord Genuity gehörenden Analysehaus Quest zählte die Aktien zu denjenigen qualitätsvollen europäischen Werten, die zuletzt zu stark gefallen und somit unterbewertet seien.
In Zürich stiegen die Anteile der Credit Suisse um knapp drei Prozent und hatten damit im Leitindex SMI die Nase vorn. Auftrieb hatte eine frische Kaufempfehlung der Berenberg Bank gegeben. Das Schweizer Kredithaus müsse zwar zahlreiche Probleme lösen, könne aber dank seiner Kapitalstärke damit umgehen, schrieb Analyst Eoin Mullany. Nach Fehlern im Risiko-Management und Sonderverlusten hätten viele Investoren das Handtuch geworfen. Gerade in solchen Phasen ergäben sich aber oftmals die größten Chancen. Credit Suisse sei zudem sehr tief bewertet.
Bei ABB könnte ein nächster großer Bereich abgestoßen werden. Wie das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" berichtet, prüft der Industriekonzern die Abspaltung der Sparte Prozessautomation. Die Aktien gewannen gut ein Prozent.
In London verzeichneten die Anteilsscheine von Deliveroo ein Plus von rund neun Prozent. Ein britisches Berufungsgericht hatte entschieden, dass die Fahrer des Essenslieferdienstes weiterhin nicht als Mitarbeiter, sondern als Selbständige gelten. Angestellte Mitarbeiter hätten Anspruch auf bestimmte Sozialleistungen wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall./la/eas
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Quelle: dpa-Afx