PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Dienstag einen Teil ihrer Vortagesverluste wieder ausgebügelt. Unterstützung kam nach positiv aufgenommenen Quartalsbilanzen weiterer US-Großbanken von der Wall Street. Insgesamt herrscht jedoch eine abwartende Haltung vor, denn in der kommenden Woche stehen die Sitzungen der Europäischen Zentralbank und US-Notenbank Fed und damit die nächsten Leitzinsentscheidungen auf der Agenda. "Die geldpolitischen Beschlüsse und Aussagen auf den Pressekonferenzen sind durchaus in der Lage, den entscheidenden Ausschlag in die eine oder andere Richtung zu geben", erklärte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Marktes.
Der EuroStoxx 50 beendete den Tag mit einem Plus von 0,30 Prozent auf 4369,73 Punkte. Der französische Cac 40 legte um 0,38 Prozent auf 7319,18 Punkte zu, und in London stieg der FTSE 100 um 0,64 Prozent auf 7453,69 Zähler.
In den USA konnten Morgan Stanley und Bank of America die Anleger mit ihren Berichten zum abgelaufenen Jahresviertel überzeugen. Dies gab vor allem dem bekanntesten US-Index Dow Jones Industrial Auftrieb, der im Handelsverlauf auf den höchsten Stand seit April 2022 stieg und zum europäischen Börsenschluss knapp unter der Marke von 35 000 Punkten stand.
Stärkste Branche in Europa war mit plus 1,5 Prozent die der Immobilien , was auch einer positiven Studie der Deutschen Bank zu verdanken gewesen sein dürfte. Analyst Thomas Rothäusler wurde vor allem für den deutschen Wohnimmobilienmarkt wieder optimistischer, befasste sich aber auch mit dem europäischen Gewerbeimmobilienbereich, in dem seine Favoriten Gecina, Klepierre und CA Immobilien heißen.
In der Pharmabranche, die mit plus 1,2 Prozent ebenfalls zu den größten Gewinnern zählte, ragten die Aktien des Schwergewichts Novartis mit 4,6 Prozent Aufschlag hervor. Der Pharmakonzern meldete ein überraschend starkes zweites Quartal und wurde daher optimistischer für das Gesamtjahr. Außerdem kamen das angekündigte neue Aktienrückkaufprogramm und die Neuigkeiten zur geplanten Sandoz-Abspaltung gut bei den Anlegern an. Diese soll nun zu Beginn des vierten Quartals vollzogen werden.
Am Ende des Branchentableaus rangierten dagegen Telekomwerte. Hier verzeichneten die Titel der schwedischen Tele2 ein Minus von knapp 11 Prozent. Das Telekommunikationsunternehmen habe mit seinen Zahlen zwar die Erwartungen erfüllt, die geplanten hohen Investitionen weckten aber Skepsis, merkten die Analysten von Morgan Stanley an.
Mit Nel stand überdies eine weitere nordische Aktie im Fokus, die jedoch um knapp 11 Prozent zulegte. Der Wasserstoff-Spezialist überzeugte mit seinem Quartalsumsatz, wie Analyst Michele della Vigna von Goldman Sachs schrieb. Weitere Analysten verwiesen zudem auf die optimistischen Äußerungen des Managements zu künftigen Aufträgen.
Zusätzlich ging es für das Papier der Nel-Konkurrentin ITM Power um etwas mehr als 10 Prozent aufwärts. Der Entwickler und Hersteller von Elektrolyseuren für die Produktion von grünem Wasserstoff hatte am Vortag einen Großauftrag aus Deutschland erhalten. An diesem Dienstag nun gab JPMorgan-Analyst Patrick Jones der Aktie den Status "Positive Catalyst Watch" und bekräftigte vor der Bekanntgabe der Geschäftsjahreszahlen am 27. Juli seine "Overweight"-Empfehlung.
In London sprang der Aktienkurs des Technologieunternehmens Ocado um 19 Prozent nach oben. Der auf den Online-Lebensmittelhandel ausgerichtete Tech- und Logistikspezialist überzeugte laut den RBC-Experten mit seinem operativen Halbjahresgewinn./ck/stw
Quelle: dpa-Afx