PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der jüngste Stabilisierungsversuch an Europas wichtigsten Aktienmärkten hat zur Wochenmitte bereits wieder ihr Ende gefunden. Deutlichere Verluste verhinderte eine zwischenzeitlich positive Tendenz an der Wall Street. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
Am Nachmittag standen Aussagen von US-Notenbankchef Jerome Powell im Anlegerfokus. In seiner regelmäßigen Anhörung vor dem US-Senat bekräftigte Powell, dass die Federal Reserve weiter gegen die hohe Inflation vorgehen wird. Die US-Wirtschaft sei sehr stark und könne eine straffere Geldpolitik verkraften, betonte der Notenbankchef. Er verwies zudem darauf, dass die von den Finanzmärkten bereits eingepreisten Zinserhöhungen angemessen seien. Marktteilnehmer bezweifeln allerdings, ob es der Fed gelingen wird, die Wirtschaft angesichts der schnellen Zinswende vor einem harten Absturz zu bewahren.
An der Spitze der Verlierer standen die Öl- und Rohstoffwerte, die unter fallenden Preisen litten. Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank verwies zudem auf das anstehende Treffen von Vertretern der US-Ölindustrie mit US-Präsident Joe Biden. "Biden hatte die Raffinerien in der letzten Woche öffentlich scharf kritisiert und ihnen vorgeworfen, zu wenig Benzin zu produzieren und durch die rekordhohen Verarbeitungsmargen Gewinne auf Kosten der Autofahrer einzustreichen", so Fritsch. "Offenbar geht eine Reihe von Marktteilnehmern davon aus, dass sich die Ölindustrie gefügig zeigen und das Benzinangebot deutlich ausweiten wird."
Stahlwerte litten zudem unter kritischen Analystenstimmen. Unter Druck standen hier ArcelorMittal
Verluste verzeichneten auch konjunkturabhängige Sektoren wie Auto und Chemie. Einen Kurseinbruch von 8 Prozent erlitten dabei Aktien des Recyclingkonzerns Umicore. Die Belgier hatten sich ambitionierte Ziele gesetzt und massive Investitionen angekündigt. Laut Jefferies-Experte Charlie Bentley liegen sie in den kommenden fünf Jahren um 40 Prozent über den Markterwartungen. Damit werde Fremdkapitalbedarf immer wahrscheinlicher.
Defensive Sektoren wie Telekommunikation, Nahrungsmittel und Pharma hielten sich dagegen besser. Orange-Papiere stiegen um 1,7 Prozent, nachdem Barclays die Einstufung der Aktie des Mobilfunkunternehmens von "Underweight" auf "Equal Weight" erhöht hatte. Auch Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Nestle
Quelle: dpa-Afx