PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Montag mehrheitlich moderate Gewinne verbucht. Damit setzte sich die Erholungsbewegung der vergangenen zwei Handelstage fort. Für verhaltenen Optimismus sorgte die Nominierung von Scott Bessent zum nächsten US-Finanzminister. Von dem Hedgefonds-Manager, der auch für den prominenten Investor George Soros tätig war, versprechen sich die Anleger ein zurückhaltenderes Agieren, etwa in Sachen Strafzölle.

Der EuroStoxx 50 beendete den Tag mit einem Plus von 0,23 Prozent auf 4.799,87 Punkte. Im frühen Handel war es dem Leitindex der Euroregion allerdings noch kurzzeitig noch gelungen, wieder über die exponentielle 200-Tage-Durchschnitts-Linie bei aktuell 4.822 Punkten zu klettern. Vor etwas mehr als einer Woche war er unter diese Linie gesackt, die bei Charttechnikern als ein Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Auch die wichtigsten Indizes in Frankreich und Spanien legten zu, ebenso wie der britische Leitindex FTSE 100 , der um 0,36 Prozent auf 8.291,68 Punkte anzog.

Der währungsgemischte Stoxx 50 schloss dagegen um 0,17 Prozent tiefer auf 4.308,99 Punkte. Der schweizerische Leitindex SMI gab um 0,32 Prozent auf 11.678,59 Punkte nach.

"Bessent hat, was Zölle betrifft, einen moderateren Ton angeschlagen", schrieb UBS-Strategin Daisy Tseng. Die jüngsten öffentlichen Äußerungen des Managers legten den Schluss nahe, dass er Strafzölle vor allem als Argument in Verhandlungen nutzen wolle. Das könnte der "America First"-Politik des designierten US-Präsidenten Donald Trump einen Teil seiner Brisanz nehmen.

Unter den Branchen stiegen die Autowerte angesichts der Hoffnung auf ein moderateres Vorgehen des neuen US-Finanzministers. Zudem wurden am Markt Aussagen über Fortschritte in den Verhandlungen zwischen China und der EU über Strafzölle auf chinesische Elektrofahrzeuge positiv gewertet. Stellantis und BMW legten jeweils um etwas mehr als zwei Prozent zu.

Die Ölbranche war dagegen Schlusslicht. Bessents Nominierung lässt erwarten, dass in Bälde die Förderung von US-Öl deutlich ausgeweitet wird. Nach Informationen der Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" hat Scott Bessent dem designierten Präsidenten geraten, eine zusätzliche Ölproduktion von 3 Millionen Barrel pro Tag anzustreben. Diese liegt derzeit bei etwa 13 Millionen.

Besonders im Fokus stand die Bankenbranche . Die italienische Großbank Unicredit will den heimischen Konkurrenten Banco BPM für zehn Milliarden Euro übernehmen. Während die BPM-Papiere um 5,5 Prozent hochsprangen, ging es für die Anteile von Unicredit um 4,8 Prozent nach unten. Um die Milliardenofferte zu stemmen, müsste sie ihr Kapital um rund 16 Prozent erhöhen.

Santander legten vor dem Hintergrund einer Studie der US-Bank Morgan Stanley um 1,6 Prozent zu. Analyst Alvaro Serrano hatte die Aktien auf "Overweight" hochgestuft. Er gebe inzwischen zinsstabileren Geschäftsmodellen den Vorzug. Positiv hob er die regionale Präsenz und die verbesserten Aussichten auf Kapitalgenerierung hervor. Nordea und ING , die von dem Experten ebenfalls hochgestuft worden waren, schlossen hingegen kaum verändert.

Der Kurs der Aktien des im Sommer zum Pennystock und Spielball von Spekulanten gewordenen IT-Dienstleisters Atos verdoppelte sich. Der französische Staat will den Bereich Supercomputer übernehmen, um Sanierungshilfe zu leisten./ck/he

Quelle: dpa-Afx